Polizeipanzer mit Nazi-Ästhetik

Neues Anti-Terror-Fahrzeug in Sachsen sorgt nicht nur wegen Frakturschrift für Kritik

  • Maria Jordan
  • Lesedauer: 2 Min.

»Spezialeinsatzkommando« steht auf den Sitzen des neuen »Anti-Terror-Fahrzeugs« der sächsischen Polizei. Darunter ziert ein Logo mit Wappen und Lorbeerkranz mit dem Wort »Sachsen« das Interior des »Survivors R«. Geschrieben ist das Ganze in Frakturschrift, eine Schriftart, die im Nationalsozialismus als so genannte deutsche Schrift vielfach verwendet wurde.

Einem kritischen Twitter-Nutzer war dieses fragwürdige Detail zunächst aufgefallen, nachdem das sächsische Innenministerium stolz ein Video von der Übergabe durch den Rüstungskonzern Rheinmetall des Panzerfahrzeugs an die Polizei auf Twitter veröffentlicht hatte. Der Grünen-Politiker Volker Beck griff das Thema auf und forderte das sächsische Innenministerium auf, die Bestelldokumente für den Panzer der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Die Grünen im sächsischen Landtag stellten daraufhin eine kleine Anfrage an die Dresdner Landesregierung, um herauszufinden, wer die Bestickung der Sitze veranlasst hat.

Auf Twitter wies das Innenministerium die Vorwürfe zurück, der Schriftzug bringe eine fragwürdige politische Haltung zum Ausdruck. Das Fahrzeug sei mit »dieser Bestickung der Sitze vom Hersteller so ausgeliefert« worden, heißt es in dem Tweet. »Auch wenn die vom Hersteller gewählte Schriftart nicht dem Markenhandbuch entspricht: Darin ein Indiz für rechte Attitüde zu sehen, weisen wir entschieden zurück.« In besagtem Youtube-Video sagt Sven Mewes vom Landeskriminalamt Sachsen: »Insgesamt ist das Fahrzeug genau so, wie wir uns das vorgestellt haben«.

Ein Sprecher des Landeskriminalamts (LKA) in Dresden erklärte am Montag, das Logo erinnere keinesfalls an NS-Symbolik. »Das ist weder gesetzeswidrig, noch hat das Logo etwas mit Rechtsradikalismus zu tun«, so der Sprecher. Man habe die Bestickung so in Auftrag gegeben. »Hier ist nichts Schlechtes passiert«, sagte der LKA-Sprecher weiter. Das Logo sei eine Eigenkreation. Jedoch werde man angesichts der aufgekommenen Kritik die Sache noch einmal neu bewerten. Mit Agenturen

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.