- Politik
- Krieg im Jemen
Sieben Millionen Menschen im Jemen droht Hungersnot
Saudi-Arabien und seine Verbündeten blockieren weiterhin die wichtigsten Häfen im Norden des Landes
Berlin. Im Jemen droht laut humanitären Helfern eine Hungersnot mit mehr als sieben Millionen Opfern. Nur ein Drittel der benötigten Nahrungsmittel erreiche die Menschen in den stark umkämpften Teilen des arabischen Landes, heißt es in einem Bericht des Hilfswerks Oxfam, der in Berlin veröffentlicht wurde. Seit Anfang November blockieren Saudi-Arabien und seine Verbündeten die wichtigsten Häfen im Norden des Landes. Der Jemen muss 90 Prozent der Nahrungsmittel importieren.
Seit der Blockade sind die Lebensmittelpreise laut Oxfam um 28 Prozent gestiegen. Es fehle auch an Trinkwasser und Medikamenten. Insgesamt stehen dem Hilfswerk zufolge die Wasserversorgung und Krankenhäuser vielerorts vor dem Kollaps. Weil auch kein Treibstoff importiert werden kann, könnten viele Hilfsgüter nicht zu den Bedürftigen innerhalb des Landes transportiert werden.
Die katastrophale Lage begünstige die Cholera- und Diphtherie-Epidemien, die sich im Jemen ausbreiteten, erklärte Oxfam. Dem Hilfswerk zufolge sind mehr als eine Million Kinder von der lebensbedrohlichen Atemwegskrankheit Diphtherie bedroht. Laut der Weltgesundheitsorganisation sind 900.000 Cholera-Erkrankte dringend auf medizinische Hilfslieferungen angewiesen.
Oxfam appelliert an Großbritannien und die Vereinigten Staaten, die den andauernden Krieg lediglich kritisiert hätten. »Diesen Worten müssen jetzt Taten folgen«, sagte Robert Lindner, Referent für humanitäre Krisen und Konflikte bei Oxfam Deutschland. Der UN-Sicherheitsrat müsse alles dafür tun, die Kämpfe im Jemen zu beenden. »Aushungern als Mittel des Krieges einzusetzen, widerspricht jeglicher Humanität und darf nicht länger geduldet werden.«
Auch Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) und UN-Hilfsorganisationen haben Saudi-Arabien gedrängt, die Zugangswege für humanitäre Lieferungen in den Jemenwieder zu öffnen.
Mit der Blockade Jemens will Saudi-Arabien die Einfuhr von Waffen aus dem Iran für schiitische Huthi-Rebellen unterbinden. Seit 2015 bekämpfen sich im Jemen die Rebellen und die sunnitisch geprägte Regierung, die von einer Koalition unter Saudi-Arabiens Führung unterstützt wird. Der schiitische Iran steht den Rebellen bei. Tausende Menschen wurden bereits getötet. Etwa 17 Millionen der insgesamt 27 Millionen Einwohner des Jemen wissen laut den UN nicht, wo sie ihre nächste Mahlzeit hernehmen sollten. epd/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!