Frauen wollen auch springen und laufen
Die Nordische Kombination ist eine der letzten Männerbastionen im Wintersport. Auch sie wird bald fallen - einen Zeitplan gibt es schon
Die letzten Männerbastionen im olympischen Wettkampfprogramm fallen. Spätestens 2026 soll es einen Doppelsitzerwettbewerb auch für die Rodlerinnen geben. Auf jeden Fall vier Jahre früher sollen Frauen bereits in der Nordischen Kombination ihre erste Olympiasiegerin küren. So will es das Internationale Olympische Komitee (IOC), das den Skiweltverband FIS schon vor Jahren unter Druck setzte: Entweder es kommen die Kombiniererinnen, oder die Disziplin fliegt aus dem olympischen Programm.
Die FIS reagierte. Es gibt ein Strategiepapier, das besagt: 2018 zwei Wettbewerbe im Continentalcup und bereits in dieser Saison bei den Weltmeisterschaften der Junioren einen Wettkampf als Rahmenprogramm. »Bei der WM 2021 in Oberstdorf gibt’s dann die erste Weltmeisterin und 2022 die Olympiapremiere«, sagt Horst Hüttel. Der Sportliche Leiter Skisprung/Nordische Kombination im Deutschen Skiverband gehört zur Expertengruppe der FIS, die sich mit dem Thema beschäftigt. »Die Entscheidung zur Aufnahme ins olympische Programm fällt formell beim IOC-Kongress 2020. Da hat es aber noch keine WM als Voraussetzung gegeben. Das ist aber kein Ausschlusskriterium. Es wird unter Vorbehalt entschieden und nach der WM im Frühjahr 2021 bestätigt«, erklärt Hüttel.
Bereits seit zwei Jahren gibt es im Nachwuchsbereich Wettbewerbe in der weiblichen Nordischen Kombination. Bei einem Schülercup während des Sommer-Grand-Prix im September in Oberstdorf waren 50 Mädchen aus 13 Nationen am Start. Das zeigt, in welch kurzer Zeit die junge Disziplin gewachsen ist.
Der enge Zeitplan fordert auch den DSV heraus. Schließlich ergibt sich mit der neuen Disziplin auch eine weitere Medaillenmöglichkeit bei Olympia - und damit eine weitere Förderung durch den Bund. »Wir haben den Kader im Mädchenskisprung um sechs Plätze auf 18 aufgestockt, aber nicht klar definiert, wer für Skisprung oder die Kombination infrage kommt. Viele wissen noch nicht, wohin die Reise gehen soll, das haben die Gespräche mit den Mädchen, den Eltern und den Trainern gezeigt«, sagt Hüttel.
Im Sommer hatte der DSV zwei Camps für die Kombination angeboten, an denen neun der 18 Mädchen teilgenommen haben. »Da wurde dann auch Laufen, Skirollerrennen und ähnliches getestet. Drei, vier der Mädchen haben danach klar gesagt, dass sie Kombination machen wollen«, sagt Hüttel. Nun sollen schnellstens Trainer gefunden und diese möglichst mit einer Anschubfinanzierung durch den DOSB unterstützt werden.
Den sich dann auch im weiblichen Bereich anbahnenden Konkurrenzkampf mit dem Skisprung sieht Hüttel gelassen entgegen: »Das ist legitim. Aber ein Andi Wellinger oder Markus Eisenbichler haben auch bis zum 15. Lebensjahr kombiniert und dann erst gesagt, was sie machen wollen. Das wünsche ich mir bei den Mädchen auch.« dpa/nd
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