Mehr Kreativität in Phase null

Grünen-Fraktion fordert wegweisende Architektur für Schulneubauprojekte

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

»Die geplanten 5,5 Milliarden Euro an Investitionen in den Schulbau und über 50 neue Standorte können das Gesicht ganzer Stadtbezirke prägen«, sagt Grünen-Bildungsexpertin Stefanie Remlinger. »Wenn so viel gebaut wird, dann ist das genau der Moment, wo die Innovation kommen muss«, ergänzt ihr Fraktionskollege und Baufachmann Andreas Otto. Kurzum, die Ökopartei fürchtet, dass unter dem Realisierungsdruck - bis 2025 müssen nach Senatsprognosen 70 000 neue Schulplätze geschaffen werden - die Suche nach den besten Konzepten unter die Räder kommt. Gemeinsam mit Notker Schweikhardt, Grünen-Sprecher für Kultur- und Kreativwirtschaft, fordern sie den größten Architekturwettbewerb der Welt für das größte Schulbauprojekt der Welt.

Es ist ein deutlicher Gegenentwurf zu den Plänen der Senatsverwaltungen für Bildung und Stadtentwicklung sowie der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE, die im Auftrag des Landes den Schulneubau umsetzen soll. Diese sehen zwei Grundtypen vor, einen für Grund- und einen für Oberschulen, die mehrfach gebaut werden können. »Solche Entwürfe sind immer ein Kompromiss. Wir brauchen aber das Optimum an jedem Standort«, sagt Schweikhardt.

Das fängt für Otto schon bei der Einbindung der Schule in ihre Umgebung an. »Weg vom Sperrgebiet, hin zu einem öffentlich nutzbaren Bereich«, fordert er. Ob Bibliotheken oder Bürgersäle, ein Nachtclub im Keller oder Ateliers auf dem Dach, Möglichkeiten gäbe es viele. Natürlich sollte die entsprechende Trennung zwischen innerem Schulbereich und dem öffentlichen oder halböffentlichen Raum möglich bleiben, diese sollte aber nicht für den gesamten Komplex gelten müssen. Otto wünscht sich eine »Einheit aus nachhaltiger Pädagogik und einem nachhaltigen Gebäude«.

Die pädagogischen Vorgaben sind in den Empfehlungen der von der Bildungsverwaltung eingesetzten Facharbeitsgruppe Schulraumqualität bereits festgelegt. »Wir wissen, dass eine nachhaltige und ökologische Bauweise etwa vier bis sieben Prozent mehr kostet«, sagt Stefanie Remlinger. Allerdings werde das durch niedrigere Bewirtschaftungskosten der Gebäude wieder ausgeglichen.

100 Tage Zeit sollen die Architekten nach Vorstellung der Grünen für die Ausarbeitung ihrer Entwürfe bei dem geplanten internationalen Wettbewerb bekommen. Internationale und lokale Expertengremien, aber auch die interessierte Öffentlichkeit sollen die 100 besten davon wählen, die schließlich für jeweils 5000 Euro angekauft werden sollen. Eine Realisierungsverpflichtung entsteht nicht, vielmehr sollen die Entwürfe eine Ideensammlung bilden für die konkreten Bauausschreibungen. »Exemplarische Lösungen für konkrete Grundstücke« möchte Remlinger sehen.

»Wenn für 50 Schulen auch 50 Architekturbüros zuständig sind, wird es viel mehr Kontrolle im einzelnen Projekt geben - auch bei den Kosten«, ist Notker Schweikhardt überzeugt. Berlin solle ein Leuchtturm für innovativen Schulbau werden, fordern die drei Grünen-Politiker. Mal sehen, was die Koalitionspartner dazu sagen.

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