Überbordende Tanzshow

Kubas »Ballet Revolución« im Admiralspalast

  • Volkmar Draeger
  • Lesedauer: 3 Min.

Wann immer »Ballet Revolución« in Berlin gastiert, kann Kubas explosivste Tanzshow auf ein ausverkauftes Haus setzen. Selbst kurz vor Jahresschluss fand sich die Fangemeinde vollzählig im Admiralspalast ein. Angekündigt war ein teils neues Programm, wieder choreografiert vom bewährten Team: dem Kubaner Roclan González Chávez und dem Australier Aaron Cash. Wer für welchen der über 20 Titel verantwortlich zeichnet, wäre gut zu wissen, ist aber angesichts der geschlossenen Leistung vielleicht auch nicht ganz so wichtig. Denn »Ballet Revolución« ist eine Show des gesamten Ensembles, in die jeder einbringt, was er gelernt hat.

Die meisten der rund 20 Tänzer, in der Mehrzahl Männer, haben eines der beiden führenden Ausbildungsinstitute in Havanna absolviert, die klassisch orientierte Escuela Nacional de Ballet oder die folkloristisch-modern ausgerichtete Escuela Nacional de Arte. Jener Mix der Stile nebst Einflüssen des Hip-Hop gerät auf der Bühne unnachahmlich zu dem, was »Ballet Revolución« seit Gründung des Ensembles 2010 ausmacht: zu einem vibrierenden Ganzen mit Sogwirkung für die Zuschauer. Die exquisite Live-Band und ein Gesangspaar liefern den Sound und würzen die überwiegend internationalen Hit-Songs mit einer Prise kubanischem Flair. Dies und eine ausgeklügelte Lichtshow schaffen den Rahmen für den Tanz.

Bietet ein Mambo den idealen Rhythmus für tänzerisch geschmeidiges Karibik-Feeling, so wird Adeles »Hello« zum Duo zweier ungleich tief Liebender, George Michaels »Freedom« zum mitreißenden Pausenfinale. Besinnliches bietet danach als bewährtes Juwel Joaquín Rodrigos »Concierto de Aranjuez«: zwei Spielarten intensiver Liebe in wechselnder Beleuchtung. James Browns »It’s a Man’s Man’s World« stellt die perkussiven Fähigkeiten dreier Tänzer vor, »Purple Rain« von Prince in Langversion schließlich wird nach dem spartakusverdächtigen Solo eines Tänzers zum Finale einer atemberaubend furiosen Show kubanischen Temperaments.

Denn nicht europäisch fein ziselierte Choreografiedramen sind das Markenzeichen von »Ballet Revolución«, sondern überbordend akrobatisch-artistische Explosionen als Ausdruck überschäumend kubanischer Lebensfreude. Spitzentanz, Jazz-Elemente und Modern verbinden sich zu einer einzigartigen Synthese, demonstrieren so die Ebenbürtigkeit der Stile. Die Männer drehen, bis die Reibung sie bremst, springen immer höher und verwirbelter als die Konkurrenz, sind in Salti und Überschlägen ebenso gewandt wie in der Biegsamkeit ihrer Oberkörper. Bei so viel Man-Power haben es die kaum weniger exzellenten Partnerinnen nicht ganz leicht, sich zu behaupten.

Jorge González als hierzulande TV-bekannter Ausstatter gewandet die Akteure in Glitzerchic und weiß die athletischen Oberkörper der Männer im rechten Moment freizulegen. Kubas Kraftpakete in wiederum neuer Generation heimsen denn auch den Applaus eines frenetischen Publikums ein und sichern sexy das Weiterleben von »Ballet Revolución«. Auf bald!

Weitere Vorstellungen bis zum 31.12. im Admiralspalast, Friedrichstraße 101, Mitte

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