Kartellamt kritisiert Lufthansa wegen Preiserhöhungen nach Air-Berlin-Pleite

Airline begründet Preisanstieg bei Inlandsflügen mit höherer Nachfrage und geringerem Angebot

  • Lesedauer: 2 Min.

München. Im Streit um möglicherweise überhöhte Ticketpreise kritisert das Bundeskartellamt die Lufthansa scharf. Die Argumentation der Fluggesellschaft, sie habe das Tarifsystem nicht verändert, sondern das computerbasierte Preissystem habe diese automatisch angeglichen, sei nicht stichhaltig. »Solche Algorithmen werden ja nicht im Himmel vom lieben Gott geschrieben«, sagte der Präsident des Bundeskartellamt, Andreas Mundt, der »Süddeutschen Zeitung« vom Donnerstag. Unternehmen könnten »sich nicht hinter Algorithmen verstecken«.

Die Wettbewerbsbehörde hatte Ende November angekündigt, dass sie die stark gestiegenen Ticketpreise für Inlandsflüge untersuchen wird. Es habe viele Beschwerden von verschiedenen Seiten gegeben, sagte Mundt der Zeitung.

Die Lufthansa begründete den jüngsten Preisanstieg mit der erhöhten Nachfrage bei gleichzeitig reduziertem Angebot. Nach der Insolvenz von Air Berlin mussten zahlreiche Maschinen am Boden bleiben. Lufthansa ist seitdem auf vielen Strecken als einziger Anbieter unterwegs und verzeichnet eine deutlich höhere Auslastung ihrer Flugzeuge. Teilweise bietet die Fluggesellschaft mehr Verbindungen an und setzt größere Maschinen ein.

Das Kartellamt prüfe nun »sehr genau, ob die Preise wirklich so stark gestiegen sind wie viele sagen«, erläuterte Mundt. Danach entscheide sich, ob es auch ein Verfahren gebe.

Die Lufthansa hatte auch angeführt, dass die eigene Billigtochter Eurowings zusätzlich Strecken bedienen werde, was zu sinkenden Preisen führe. »Wie ernst wollen Sie das nehmen? Das wäre doch das erste Mal, dass sich ein Konzern selbst echte Konkurrenz macht«, sagte Mundt dazu. »Ich habe jedenfalls noch nie einen Markt gesehen, auf dem es keinen Wettbewerb gibt, aber die Preise niedrig sind und die Innovationen groß.« Er kenne aber »mannigfaltig Fälle, bei denen die Preise explodiert sind, nachdem es keine Konkurrenz mehr gab«. AFP/nd

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.