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Nichts gelernt nach dem NSU? Dönermord-Vokabular kehrt zurück
Unbekannter schoss auf zwei Türkeistämmige / Zeitung berichtet über »Döner-Krieg in Brandenburg«
Sechs Jahre nach dem Aufdecken des rechtsradikalen NSU-Terrorismus in Deutschland kehrt das Dönermord-Vokabular in die deutsche Presselandschaft zurück. »Döner-Krieg in Brandenburg? Schüsse auf zwei Buden-Besitzer in Kyritz«, titelte »Focus« am Dienstag nach Schüssen auf zwei Imbiss-Besitzer. Die »B.Z.« zog mit der Schlagzeile »Döner-Krieg in Kyritz« am Donnerstag nach.
Zum Hintergrund: Ein Unbekannter hatte am Neujahrsabend in Kyritz (Brandenburg) auf die Autos von zwei türkeistämmigen Besitzern von Dönerläden geschossen. Nachdem die Männer ihre Autos gestoppt hätten, habe der unbekannte Schütze die Flucht ergriffen, berichtete die Polizeidirektion West am Dienstag. Die Polizei war von den 23 und 35 Jahre alten Männern alarmiert worden. Kriminaltechniker konnten mutmaßliche Einschüsse an einem der beiden Wagen, an weiteren geparkten Fahrzeugen und an gegenüberliegenden Hausfassaden feststellen. Außerdem wurden Patronenhülsen gefunden.
Nun ermittelt die Mordkommission wegen eines versuchten Tötungsdelikts. Nach Angaben von Polizeisprecherin Dörte Röhrs prüfen die Ermittler auch einen möglichen Zusammenhang mit Auseinandersetzungen zwischen Betreibern von Dönerläden in der Stadt. Dabei sei es im vergangenen Herbst zu einer Schlägerei gekommen. In diesem Fall werde gegen die beiden jetzt angegriffenen Männer wegen Körperverletzung ermittelt.
Diese Zusammenhänge verleiteten den »Focus« und die »B.Z.« zu der eingangs zitierten Schlagzeile. Der Begriff der »Döner-Morde« wurde jahrelang für die Serie von Morden an Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland benutzt, weil Polizei und Presse davon ausgingen, es handele sich um Auseinandersetzungen innerhalb der migrantischen Szene. Tatsächlich steckte der rechtsradikale NSU dahinter. Nur zwei der neun NSU-Opfer mit Migrationshintergrund hatten jedoch in einem Döner-Imbiss gearbeitet.
Der Begriff »Döner-Morde« wurde aufgrund des damit verbundenen Rassismus 2011 zum Unwort des Jahres gekürt. In der Begründung hieß es: »Mit der sachlich unangemessenen, folkloristisch-stereotypen Etikettierung einer rechts-terroristischen Mordserie werden ganze Bevölkerungsgruppen ausgegrenzt und die Opfer selbst in höchstem Maße diskriminiert, indem sie aufgrund ihrer Herkunft auf ein Imbissgericht reduziert werden.«
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