Zivilisten in Idlib getötet
Offensive syrischer Truppen gegen Dschihadisten / Hilfslieferung aus Jordanien
Beirut. Bei Luftangriffen der syrischen Streitkräfte und ihrer russischen Verbündeten sollen laut Aktivisten in der nordwestlichen Provinz Idlib mindestens 21 Zivilisten getötet worden sein. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag mitteilte, starben bei den Angriffen am Sonntag nahe der Ortschaft Sindschar auch acht Kinder. Zudem habe eine Explosion in einem Stützpunkt kaukasischer Dschihadisten in Idlib 34 Menschen in den Tod gerissen. Die oppositionsnahe Organisation in London bezieht ihre Informationen von Aktivisten vor Ort. Für Medien sind sie nur schwer zu überprüfen.
Die Regierungstruppen gehen in Idlib seit zwei Wochen gegen Dschihadisten vor. Seit dem Start der Offensive haben sie bereits Dutzende Dörfer eingenommen. Laut der Beobachtungsstelle dauerten die Luftangriffe am Montag in mehreren Regionen an. Nächstes Ziel sei der Militärflughafen Abu Duhur. Die Regierungstruppen wollen mit der Offensive die Autobahn zwischen Damaskus und Aleppo sichern. Idlib ist die letzte Provinz Syriens, die noch weitgehend von Rebellen kontrolliert wird. Stärkste Kraft dort ist die Fateh-al-Scham-Front, die aus dem syrischen Al-Qaida-Ableger hervorgegangen ist. Die Extremistengruppe brachte die Provinz im August weitgehend unter ihre Kontrolle.
Derweil hat Jordanien auf Betreiben der Vereinten Nationen zugesagt, eine Hilfslieferung an Zehntausende Flüchtlinge in einem Wüstengebiet an der syrisch-jordanischen Grenze zuzulassen. Die Zusage gelte aber nur für eine einzige Lieferung, so das Außenministerium am Sonntagabend. Zur Art der Hilfe und zum Termin äußerte er sich nicht. Die UNO hatte Jordanien um das Zugeständnis gebeten, weil auf syrischem Gebiet in der Nähe des Grenzübergangs Rukban zwischen 45 000 und 50 000 Syrer unter prekären Bedingungen festsitzen.
Bei den Flüchtlingen handelt es sich laut UNO vorwiegend um Frauen und Kinder. Ihre Versorgungslage verschlechterte sich deutlich, nachdem die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) im Juni 2016 bei einem Anschlag auf die jordanische Armee sieben Soldaten getötet hatte. Jordanien schloss daraufhin seine Grenze zu Syrien und erklärte das Grenzgebiet zur »militärischen Zone«. Zunächst untersagte das Land alle Hilfslieferungen an das behelfsmäßige Flüchtlingslager; vergangenen Oktober hieß es dann aus Amman, Hilfslieferungen könnten aus Syrien zu den Flüchtlingen gebracht werden. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks leben in Jordanien über 650 000 syrische Flüchtlinge. AFP/nd
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