Krankenschwestern häufig krank

Gesundheitsbericht belegt überdurchschnittliche Ausfallzeiten des Personals in der Pflege

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Sie sollen alte und kranke Menschen pflegen, sind aber selbst oft krank. Der Krankenstand bei Altenpflegerinnen lag im Jahr 2016 in Brandenburg bei 9,1 Prozent, der bei Krankenschwestern, Rettungssanitäterinnen und Hebammen bei 7,7 Prozent. Bei ihren männlichen Kollegen sind die Zahlen nicht ganz so hoch, liegen aber zumindest auch leicht über dem brandenburgischen Durchschnitt von sechs Prozent. Der höhere Krankenstand im Gesundheitswesen erklärt sich unter anderem mit den besonderen Belastungen der Schichtarbeit.

Das geht hervor aus dem mittlerweile vierten Gesundheitsbericht für Berlin-Brandenburg, präsentiert am Mittwoch von Kai Uwe Bindseil, dem Clustermanager für die Gesundheitswirtschaft in beiden Bundesländern. Ausgewertet wurden die Daten von sechs gesetzlichen Krankenkassen, darunter die großen Kassen AOK und Barmer, außerdem Zahlen der gesetzlichen Unfallversicherung und der Rentenversicherung. Der Bericht basiert auf Daten von rund 87 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Region. Private Krankenversicherungen haben ihre Zahlen nicht zur Verfügung gestellt, heißt es. Demnach sagt der Bericht nichts über den Krankenstand bei den Beamten aus.

Erfasst sind auch nur die Fehltage, die per Krankenschein belegt sind. Die Erkältung, die der Patient mit viel Schlaf, Tee und Tabletten innerhalb von drei Tagen auskuriert, ohne zum Arzt zu gehen, ist nicht mitgerechnet. Im Durchschnitt war jeder erwerbstätige Berliner oder Brandenburger 20 Tage im Jahr krank geschrieben. Das summiert sich bei 2,2 Millionen Erwerbstätigen auf 44,7 Millionen verpasste Arbeitstage und ergibt einen wirtschaftlichen Verlust von 4,35 Milliarden Euro. Wie schon 2014 und 2015 ist auch 2016 der Krankenstand in Brandenburg wieder leicht angestiegen. In Berlin und im Bundesmaßstab geht der Trend in dieselbe Richtung. Es hat mit der Bevölkerungsentwicklung zu tun. Ältere Beschäftigte müssen sich nun einmal häufiger krank melden als jüngere. Unter denen, die 55 Jahre und älter sind, liegt der Krankenstand bei acht bis neun Prozent, bei den 20- bis 35-Jährigen nur bei etwas mehr als drei bis vier Prozent. In Brandenburg arbeiten zehn Prozent aller Beschäftigten im Gesundheitswesen. Entsprechend bedeutsam ist jetzt schon der Krankenstand beim Pflegepersonal, und dann wird die Zahl der Alten und Kranken in Zukunft auch noch zunehmen. Da nahezu Vollbeschäftigung herrsche, lasse sich Arbeits- und Erwerbsunfähigkeit von Mitarbeitern kaum kompensieren, sagte Stefanie Stoff-Ahnis von der Geschäftsleitung der AOK Nordost. Deshalb sei Vorbeuge wichtig.

»Prävention ist hier das Gebot der Stunde«, findet auch Gesundheitsministerin Diana Golze (LINKE). Es gehe darum, Arbeitsunfälle zu vermeiden und Belastungen zu reduzieren. Beschäftigte fest anzustellen und ihnen den Tariflohn zu zahlen, wäre wirtschaftlich vernünftig. Denn Gesundheitsexperten wissen: Prekäre Beschäftigung macht krank.

healthcapital.de/ gesundheitsbericht2017

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