Überraschung vom Bischof zu Osnabrück

Hoher katholischer Kleriker will über Segnung homosexueller Paare reden

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 3 Min.

Peter Hinze, Bürgermeister der 30 000 Einwohner zählenden Stadt Emmerich am Rhein und sein Lebensgefährte, der Gastronom Hubertus Pooth, zählten zu der ersten Männern, die sich nach Inkrafttreten des »Ehe für alle«-Gesetzes am 1. Oktober 2017 das Ja-Wort gaben. Nach der standesamtlichen Trauung wollte das Paar seinen Bund auch unter den Segen der Kirche stellen.

Ein Pfarrer war bereit, den Wunsch im Rahmen eines Gottesdienstes zu erfüllen. Keine Trauung, weil von der Kirche nicht erlaubt, aber eine Segnung sollte es geben. Doch auch eine solche ist in der Papstkirche nicht gestattet. Und so erregte der mutige Schritt des Geistlichen seinerzeit Aufsehen über Nordrhein-Westfalen hinaus - und sorgte für Aufregung im konservativen Kirchenlager. Auch bei Bischof Felix Genn aus Münster - er verbot den Segnungsgottesdienst.

Solch harte Haltung des katholischen Klerus gegenüber gleichgeschlechtlich orientierten Menschen ist sattsam bekannt. Umso mehr überrascht jetzt ein Vorstoß des Osnabrücker Bischofs Franz Josef Bode in Richtung Segnung für homosexuelle Paare. Er hält eine solche für denkbar, wenn auch noch viele Details dazu diskutiert werden müssten. Ein gewichtiges Wort. Immerhin ist der Niedersachse stellvertretender Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und dienstältester Bischof in Deutschland.

Von der offiziellen Stellung der katholischen Kirche zum Thema Ehe weicht Bode nicht ab: Die Kirche verstehe unter ihr die Verbindung von Mann und Frau. Deshalb sei auch nicht über eine regelrechte kirchliche Trauung zu diskutieren, sondern eben über eine Segnung und deren Vorbereitung. Etwa durch Gespräche mit den künftigen Partnern, so wie es auch im Vorfeld einer Mann-Frau-Eheschließung geschehe.

Überrascht vom Engagement des Osnabrückers ist auch die ökumenische »Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche« (HuK). Ihr Sprecher Markus Gutfleisch freut sich: »Bischof Bode bringt neuen Wind in die katholische Kirche.« Bodes Positionierung in Richtung eines menschenfreundlichen Weges sei für katholische Verhältnisse »ein echter Türöffner« und ermutige viele Menschen in jener Kirche.

Begrüßt würde eine Segnung Homosexueller und Lesben auch vom Zentralkomitee der Deutschen Katholiken (ZdK), der größten Laienorganisation der römischen Kirche in Deutschland. »Wir brauchen ein Signal der kirchlichen Wertschätzung für gleichgeschlechtliche Paare«, sagte ZdK-Präsident Thomas Sternberg der »Passauer Neuen Presse«. Und die internationale Bewegung »Wir sind Kirche« hält es für dringend erforderlich, dass die Bischofskonferenz Leitlinien für die Segnung homosexueller Paare erlasse. Eine solche wird inzwischen in fast allen evangelischen Landeskirchen Deutschlands angeboten.

Auch mit Segnung aber bleibt für gläubige Katholiken rein kirchenrechtlich der Katholische Katechismus verbindlich, der zwar die Diskriminierung Homosexueller verbietet, ihnen aber nicht mehr als Händchenhalten erlaubt. »Homosexuelle Handlungen sind in keinem Fall zu billigen« schreibt jenes »Grundgesetz« vor. Und: »Homosexuelle Menschen sind zur Keuschheit gerufen.« Durch »die Tugenden der Selbstbeherrschung« könnten sie sich »der christlichen Vollkommenheit annähern«, heißt es in dem noch heute gültigen, 1992 von Papst Johannes Paul II. approbierten Wälzer.

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