• Berlin
  • Humboldt Forum im Berliner Schloss

Schlossattrappe bleibt im Zeitplan

Humboldt-Stiftung rechnet mit drei Millionen Besuchern jährlich

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

»Hier ist Namibia und nebenan Kamerun«, sagt Hans-Dieter Hegner, Bauvorstand der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, als er durch die künftigen Ausstellungsräume führt. Er spricht über die ausgefeilte Technik, wie gekühlt, geheizt und gelüftet wird.

Die nüchternen Räume bergen Konfliktpotenzial. Denn die beiden Staaten waren auch deutsche Kolonien. »Ich will wissen, wie viel Blut von einem Kunstwerk tropft.« So drastisch formulierte die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy im Sommer ihre Erwartung, wie das geplante Humboldt Forum mit seinem kolonialen Erbe umgehen soll. Im Streit hatte sie damals die Expertenkommission des künftigen Museums verlassen, weil ihrer Meinung nach der Forschung zur Herkunft der Objekte viel zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Seitdem ist Bewegung in die Sache gekommen, der Bund hat zusätzliches Geld für die Forschung zugesagt.

Beim Pressetermin am Montagvormittag geht es den Machern der Stiftung um andere Dinge. Zum Beispiel darum, dass man »trotz der vielen Risiken« nach wie vor im Bau- und Kostenplan liege, wie Hegner betont. 590 Millionen Euro soll die Schlossattrappe ohne die später hinzugekommenen Sonderwünsche kosten. Mit der erst später beschlossenen Kuppel und dem Dachrestaurant summiert sich der Bau auf knapp 620 Millionen Euro, wovon 105 Millionen aus Spenden stammen sollen.

Überhaupt die Spenden. »Drei Viertel des Weges sind geschafft«, sagt Johannes Wien, Vorstandsmitglied der Humboldt-Stiftung. 71,3 Millionen Euro seien bisher als Geldspenden geflossen, dazu »noch nicht bewertete Sachspenden«. Er gibt sich zuversichtlich, in den kommenden zwei Jahren das fehlende Geld zusammenzubekommen.

Die Mitarbeiterzahl der Stiftung wird sich allein dieses Jahr mehr als verdoppeln, von momentan 90 auf rund 190. Bis zur Eröffnung Ende 2019 soll die Zahl der Beschäftigten in der Verwaltung, im Gebäudemanagement, für die Sammlungen, die Akademie und das Programm auf 320 bis 350 anwachsen. Nicht eingerechnet sind dabei Sicherheits- und Reinigungskräfte sowie das Gastronomiepersonal. Mit drei Millionen Besuchern pro Jahr rechnet Wien. »Wir haben bei Besucherstromanalysen festgestellt, dass uns auch das Doppelte nicht schocken kann.« Allerdings fließen in diese Erwartung auch jene Menschen ein, die lediglich eines der Cafés und Restaurants besuchen.

Vor allem für Hans-Dieter Hegner wird 2018 noch ein spannendes Jahr werden. Zwischen Mai und August sollen bereits die größten Exponate eingehoben werden. In Kisten verpackt kommen aus dem bisherigen Standort des ethnologischen Museums in Dahlem Südseeschiffe, die Häuser eines Südseedorfs sowie buddhistische Höhlenmalereien in die vorgesehenen Ausstellungsräume - durch Öffnungen, die im Anschluss zugemauert werden. Im Laufe des Jahres wird auch die technische Gebäudeinstallation fertiggestellt, die ab Jahresende schrittweise in Betrieb genommen werden soll. Im Frühjahr 2019, nach der Abnahme des Gebäudes, beginnt der Aufbau der Ausstellungen. Bis Juni werden auch die Fassaden endgültig fertiggestellt, und die Gerüste können abgebaut werden.

Inzwischen ist auch klar, wer künftig die Sammlungen des Humboldt Forums führen soll. Es ist Inés de Castro, noch Leiterin des Stuttgarter Linden-Museums. Die verantwortliche Stiftung Preußischer Kulturbesitz bestätigte am Montag überraschend, dass die Ethnologin bereits durch den Stiftungsrat gewählt sei. Das Gremium habe den Präsidenten der Stiftung beauftragt, die weiteren Gespräche zu führen, sagte eine Stiftungssprecherin. Rund 60 Millionen Euro werden de Castro für die Ausstellungen und geplanten 1000 Veranstaltungen pro Jahr zur Verfügung stehen. Zumindest für die ersten drei Jahre ist für die Dauerausstellungen und Bildungsveranstaltungen freier Eintritt mit dem Bund vereinbart.

Kulturvorständin Lavinia Frey von der Humboldt-Stiftung hebt die besondere Rolle der Bildungsarbeit hervor. Die »Humboldt-Akademie« sei als eigene Abteilung geplant und soll Bürgern »Zugänge von Forschung, Wissenschaft, Kunst und Bildung gebündelt und interdisziplinär« geben.

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