Berliner SPD-Fraktion will LINKE-Bausenatorin entmachten

Abgeordnete verabschieden auf Frühjahrsklausur Resolution zur Wohnungspolitik / Scharfe Kritik an Senatsverwaltung für Stadtentwicklung

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Das Ergebnis soll Geschlossenheit demonstrieren. Einstimmig verabschiedeten die 38 Abgeordneten der SPD-Fraktion des Abgeordnetenhauses am Samstagnachmittag eine 19-seitige »Resolution« zur Wohnungspolitik: Der Titel des Papiers: »Leben in einer solidarischen Hauptstadt«. Große Kontroversen gab es zu der Schrift in Hamburg angeblich nicht, wohin sich die Sozialdemokraten für drei Tage zur traditionellen Frühjahrsklausur zurückgezogen hatten. Im Gegenteil: Noch nie zuvor sei eine Resolution so schnell verabschiedet worden, hieß es. »Alles easy«, erklärte Fraktionssprecher Markus Frenzel.

Dass das Papier auch beim Koalitionspartner der SPD, der LINKEN, auf die leichte Schulter genommen wird, darf unterdessen bezweifelt werden. Schließlich ist die Resolution gespickt mit Forderungen in Richtung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, die seit Beginn dieser Legislatur von den Sozialisten und ihrer Senatorin Katrin Lompscher verantwortet wird. In 23 Abschnitten auf 16 Seiten werden die Forderungen der Sozialdemokraten dargelegt: Kritisiert wird unter anderem, dass der geplante Stadtentwicklungsplan Wohnen »unzureichend« sei, mit dem der Rahmen und der Bedarf für den Wohnungsbau für die kommenden Jahre festgelegt werden soll. Außerdem sei die Zusammenarbeit mit Brandenburg beim Wohnungsbau nicht zufriedenstellend.

Ganz besondere Brisanz hat aber sicherlich die Forderung nach der Installation einer neuen Steuerungsebene für den Wohnungsbau oberhalb der bisherigen politischen Leitung des Fachressorts. In dem Papier der SPD-Fraktion heißt es: »Berlin braucht eine stärkere politische Steuerung des Wohnungsneubaus.« Und: »Für die Beschleunigung und zügige Umsetzung des notwendigen Wohnungsneubaus in Berlin empfiehlt die SPD-Fraktion dem Senat – nach dem Vorbild von Hamburg – die Einrichtung einer Lenkungsgruppe unter Federführung des Regierenden Bürgermeisters bzw. der Senatskanzlei.«

Diese Praxis hatte den Berliner Abgeordneten Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) dargelegt. In der Hansestadt treffen sich die wichtigsten Entscheidungsträger aus Senat, Wohnungsbaugesellschaften und Bezirken einmal pro Monat im Rathaus, um die wichtigsten Bauprojekte zu besprechen. »Wir hätten nicht unser Wohnungsprogramm so erfolgreich durchführen können, wenn wir nicht diesen politischen Konsens gehabt hätten«, betonte Dorothee Stapelfeldt (SPD) auf der Tagung. Sie ist in Hamburg die Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen.

Einen politischen Konsens, mehr bezahlbaren Wohnraum zu bauen, gab es bislang auch in der rot-rot-grünen Senatskoalition in der Hauptstadt. Nach der Klausur der SPD-Fraktion und der Veröffentlichung der Resolution, in der die Sozialdemokraten alle Erfolge beim Wohnungsbau für sich vereinnahmen, während sie die Probleme an der aktuellen Stadtentwicklungsverwaltung festmachen, dürfte es bei Rot-Rot-Grün einigen Diskussionsbedarf geben.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.