Klassentreffen
Elf Meistertitel, ein Europapokalsieg - mehr als ein Vierteljahrhundert nach dem Ende der DDR begegnen sich sieben ehemalige Oberligisten in der 3. Liga
Für Kevin Pannewitz war es ein ganz besonderes Spiel. Nach sechs Jahren Pause gab der Mittelfeldspieler sein kaum noch für möglich gehaltenes Comeback im Profifußball. «Ich hatte meine Laufbahn eigentlich schon abgeschrieben», sagte der 26-Jährige, der vor neuen Jahren bei Hansa Rostock in der zweiten Liga debütiert hatte und 2012 zum Erstligisten VfL Wolfsburg gewechselt war. Aber er stand sich selbst im Weg, lebte wenig professionell. Zwischenzeitlich wog er 125 Kilogramm. Jetzt will er in Jena seine «gefühlt zehnte zweite Chance nutzen. Die 0:1-Niederlage seines FC Carl Zeiss bei Fortuna Köln konnte er zwar nicht verhindern. Aber er zeigte nach seiner Einwechslung eine gute Leistung. »Natürlich war ich aufgeregt, es war sehr schön. Aber wir fahren jetzt wieder fünf Stunden mit dem Bus zurück und haben nichts mitgenommen. Das ist kein schönes Gefühl«, sagte Pannewitz. Wenn er sein Talent nicht wieder vergeudet, dann kann sich das bald ändern.
Zwickau ohne Leidenschaft
Nach der zehnten Saisonniederlage beschäftigten FSV-Coach Torsten Ziegner nicht so sehr die vergebenen Torchancen, sondern vielmehr die fehlende Leidenschaft. »Lotte war von der Mentalität besser als wir und das kann nicht sein. Unser absoluter Faustpfand ist unsere Leidenschaft und Kampfkraft«, monierte der Trainer nach dem 0:1 bei den Sportfreunden. Bei dem missglückten Start in die zweite Saisonhälfte hatten die Sachsen in der ersten Hälfte gute Chancen, nutzten sie aber nicht. Nach dem Seitenwechsel bestrafte Lotte die Passivität des FSV.
Chemnitz mit siebter Niederlage
»Wir sind noch nicht abgestiegen. Im Team steckt genug Potenzial«, sagte der neue Trainer des Chemnitzer FC David Bergner nach dem 0:2 gegen den SC Paderborn. Nach der siebten Niederlage in Folge bleibt der CFC Tabellenvorletzter. Bergner nahm einige Veränderungen in seiner Startelf vor und stellte unter anderem Alexander Dartsch, der in dieser Saison noch kein Pflichtspiel absolviert hatte, von Beginn an auf. Daniel Frahn und Dennis Grote hätten Chemnitz in Führung bringen können, vergaben aber kläglich. Nach dem 1:0 übernahm Paderborn die Regie, beherrschte das Geschehen klar und kam zu einem verdienten Erfolg.
Halle schießt die Sorgen weg
Die finanziellen Sorgen rückten in Halle kurzzeitig in den Hintergrund. Mit dem harterkämpften Heimsieg gelang dem HFC ein guter Start ins neue Jahr. »Für uns war es immens wichtig, diesen ersten Heimdreier im Jahr 2018 zu holen«, freute sich Trainer Ricco Schmitt über das 3:2 gegen Aalen. Doppeltorschütze Marvin Ajani und Mathias Fetsch trafen für Halle. Und Ajani bekam ein Extralob. »Marvin hat ein tolles Spiel gezeigt heute und sich mit den Toren für diese Leistung auch selbst am besten belohnt«, sagte Schmitt. Aber sein Team musste trotz einer 2:0-Führung bis zum Schluss zittern. »In der zweiten Halbzeit haben wir uns das Leben selber schwer gemacht«, sagte Schmitt. Am Montag trifft sich HFC-Präsident Michael Schädlich mit Halles Oberbürgermeister, um über Finanzhilfen zu sprechen. Der Klub rechnet im Frühjahr mit einer Liquiditätslücke von mehr als einer Million Euro.
Erfurt hofft auf Hilfe
Sportlich steht der Tabellenletzte FC Rot-Weiß Erfurt am Montagabend im Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg vor der nächsten großen Herausforderung. Am Sonnabend wurde auf der Mitgliederversammlung die Vergangenheit aufgearbeitet. Anwesend war auch der im November entlassene Präsident Rolf Rombach. Bei der fünfstündigen Versammlung erhielt er wie sein Vizepräsident Thomas Kalt und der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Peter Kästner keine Entlastung. Der Klub behält sich damit Schadenersatzansprüche gegen die drei vor. Denn die Zahlen sind besorgniserregend: Die Bilanz zum 30. Juni 2017 wies eine Überschuldung von 5,5 Millionen Euro auf. Insgesamt drücken den Verein Verbindlichkeiten in Höhe von 8,08 Millionen. Kurzfristig, bis Dienstag, muss Erfurt 1,5 Millionen Euro beim DFB nachweisen. Sonst kommt es zum Punktabzug. 600 000 Euro sollen noch fehlen. nd/dpa
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