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Wohlstand macht Wahllaune

nd-Recherche zeigt: In armen Regionen gibt es deutlich mehr Nichtwähler

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Dass Juso-Chef Kevin Kühnert mit seiner Kampagne gegen die Große Koalition soviel Aufmerksamkeit erregt und sich die Alten im SPD-Vorstand verwundert die Augen reiben, liegt auch daran, dass Deutschland immer mehr von Älteren dominiert wird. Über 60-Jährige machen einen wachsenden Teil der Wählerschaft aus: 1990 lag ihr Anteil noch bei 27 Prozent der Wahlberechtigten, 2017 stellten sie schon 36 Prozent, so der Bundeswahlleiter. Gleichzeitig sinkt der Einfluss der Bürger unter 30. Zudem ist die Wahlenthaltung bei jungen Leuten höher, ältere Bürger gehen dagegen besonders zuverlässig an die Urne.

Die am Freitag veröffentlichte Bundeswahlstatistik zeigt auch auf, dass bei der Bundestagswahl 2017 so viele Wähler wie noch nie ihre Erst- und Zweitstimmen zwischen den Parteien strategisch aufteilten (27 Prozent).

Doch Daten des Bundeswahlleiters, die das »nd« analysiert hat, weisen auf ein weiteres Problem hin: In Wahlbezirken mit prekären Lebensverhältnissen wie Duisburg II ist der Anteil der Nichtwähler doppelt so hoch wie in München-Land. In Duisburg hat sich seit Jahren ein Teufelskreis aus Armut, Wahlenthaltung und politischer Einflusslosigkeit etabliert.

Im »Speckgürtel« um München und in anderen Wohlstandsregionen haben dagegen vor allem bürgerliche Parteien und die AfD erfolgreich ihre Wähler mobilisiert. Weniger gut war die Wahlbeteiligung in Regionen, die einst die linke Volkspartei SPD zum Erfolg getragen haben und mehr von Armut geprägt sind. Wahlforscher sprechen von »linker Demobilisierung«.

»Unsere Wahlergebnisse sind sozial nicht mehr repräsentativ«, sagt der Forscher Robert Vehrkamp. Vielleicht kann Kevin Kühnert mit seiner No-Groko-Kampagne ja daran etwas ändern und mehr Junge, Arme und Nichtwähler mobilisieren.

Wir haben uns umgehört – in Kneipen im armen Duisburg und im Wohlstandsgürtel um München, mit Wahlforschern gesprochen und die Daten für alle Wahlkreise Deutschlands analysiert. Lesen Sie hier das Feature.

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