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  • Rechte Gewalt in Berlin

Erneuter Anschlag auf Auto von Neuköllner Buchhändler

Nach mehreren Monaten Ruhe setzt sich die rechte Anschlagsserie im Süden des Berliner Bezirks offenbar fort

  • Marie Frank
  • Lesedauer: 3 Min.

Donnerstagnacht gegen 3.15 Uhr klingelt das Telefon des Buchhändlers Heinz Ostermann. Am anderen Ende ist die Polizei. Erneut haben vermutlich Neonazis einen Brandanschlag auf sein Auto verübt. »Das ist schon das zweite Mal. Das letzte Mal war es quasi vor meiner Haustür, diesmal war es in einer Seitenstraße«, erzählt er.

Nach Angaben der Polizei wurde gegen 2.40 Uhr in der Karl-Elsasser-Straße im Neuköllner Stadtteil Britz Alarm geschlagen, weil Rauch und Flammen aus einem abgestellten Pkw schlugen. Die Feuerwehr löschte den Brand, das Auto wurde jedoch komplett zerstört. Der polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt übernahm die Ermittlungen.

Ostermann ist Teil der Initiative »Neuköllner Buchläden gegen Rechtspopulismus und Rassismus«. Bereits Ende 2016 und Anfang 2017 wurde der Betreiber der Neuköllner Buchhandlung »Leporello« Opfer mutmaßlich politisch motivierter Anschläge. Beim ersten Mal wurde eine Schaufensterscheibe eines Geschäfts eingeschlagen, beim zweiten Mal sein damaliges Auto angezündet. »Für mich ist klar, dass das einen rechten Hintergrund hat«, sagt Ostermann dem »nd«. Einschüchtern lassen will er sich von dem Brandanschlag nicht: »Ich gehöre zu der Initiative, und daran wird sich nichts ändern.«

Neuköllns Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) verurteilte den Brandanschlag scharf. »So ein feiger Angriff, auf jemanden, der mit Büchern handelt und sich an vielen Stellen in Rudow ehrenamtlich für das Gemeinwohl engagiert, ist wirklich das Letzte«, teilte sie auf Facebook mit.

Das LKA prüft einen möglichen Zusammenhang mit einem ausgebrannten Fahrzeug im Klettenweg im nahe gelegenen Neuköllner Ortsteil Rudow, wo AnwohnerInnen in der gleichen Nacht gegen 3 Uhr Rauch- und Flammen an einem Smart feststellten. Das Fahrzeug gehört dem Vorstandsmitglied der Neuköllner LINKEN Ferat Kocak. »Ich bin aufgewacht und habe gemerkt, dass es heller ist, als es eigentlich sein sollte. Da bin ich zum Fenster und habe gesehen, dass es lichterloh brennt«, erzählt Kocak. Er und seine Familie hätten nur wenige Meter neben der Brandstelle geschlafen. »Ich habe meine Eltern aufgeweckt, bin raus und habe versucht, das Feuer mit dem Feuerlöscher vom Gebäude fernzuhalten, damit meine Eltern noch rauskommen.« Direkt hinter der Wand sei der Gasverteiler gewesen, nur knapp seien sie dem Tod entkommen. »Das war versuchter Mord und ein Anschlag auf die Vielfalt und Demokratie in Neukölln, Berlin und Deutschland.«

Für Matthias Müller von der mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus geht von den Brandanschlägen eine große Signalwirkung aus. Nicht nur die Betroffenen und ihre Familien würden dadurch angegriffen, sondern all die Menschen, die sich gegen Rechtsextremismus engagieren. »Solange die Täter nicht gefasst werden, kann so etwas jederzeit wieder passieren«, warnt er.

In den vergangenen Jahren gab es in Neukölln immer wieder Anschläge von Neonazis auf linke Menschen und Projekte. Zwei dafür eingerichtete Ermittlungsgruppen haben kaum Ergebnisse gebracht. »Es ist erschreckend, dass nach zahlreichen Brandanschlägen bisher niemand gefasst wurde«, so Ostermann. Auch die LINKE kritisiert die Ermittlungsbehörden scharf. »Es ist ein Skandal, dass Polizei und Staatsanwaltschaft keine Ergebnisse vorzuweisen haben. Der infrage kommende Täterkreis ist seit Monaten bekannt, und trotzdem fühlen sich die Nazis so sicher, dass sie immer neue Anschläge begehen«, so die Sprecherinnen des Bezirksverbands Neukölln Lucia Schnell und Moritz Wittler.

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