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  • 3. Fußballbundesliga

Knochenjob in Paderborn

Nach dem Erstligaaufstieg ging es für den SCP steil bergab. Jetzt kommt der FC Bayern

  • Andreas Morbach, Paderborn
  • Lesedauer: 3 Min.

Über das Gesicht von Markus Krösche huscht ein freudiges Grinsen, als der Name Roger Schmidt fällt. »Ja klar, wir stehen noch regelmäßig in Kontakt«, erzählt der Sportdirektor des SC Paderborn über seinen einstigen Chef in Leverkusen. Zwei Jahre lang assistierte er seinem früheren Paderborner Mitspieler und Trainer bei Bayer 04. Und als Schmidt, der mittlerweile den chinesischen Erstligisten Beijing Guoan coacht, seine beiden Innenraumsperren verbüßte, vertrat ihn Krösche insgesamt fünf Mal als Chef auf der Trainerbank - Mit dem Pokalaus bei Drittligist Lotte im Elfmeterschießen als ultimativem Tiefpunkt.

Der Horrortrip zu den Sportfreunden ging am 25. Oktober 2016 über die Bühne, Krösche denkt mir großem daran zurück. »Mit acht Nationalspielern haben wir es nicht geschafft, in der Verlängerung eine 2:1-Führung über die Bühne zu bringen. Das war eine extrem ärgerliche Situation«, erinnert sich der frühere Mittelfeldspieler - dem jetzt, in neuer Rolle, wieder ein Höhepunkt ins Haus steht. Am Dienstagabend kommt zum Viertelfinale im DFB-Pokal der FC Bayern zu Besuch. So weit hat es der SC Paderborn seit seiner Gründung vor 111 Jahren, damals noch unter dem Namen Arminia Neuhaus, im Pokal noch nie geschafft. »Ein Freilos«, witzelte Krösche, als Anfang Januar der Gegner für die Runde der letzten Acht feststand. Nun sagt der Sportdirektor zum prominenten Besuch aus dem Freistaat: »Selbst für jeden Bundesligisten ist es schwer, Bayern München zu schlagen. Wir haben also überhaupt keinen Druck, können einfach frei aufspielen.«

Nach dem Wörtchen »einfach« atmet Krösche, der kurz vorher noch eine temperamentvolle Schulklasse durch das Stadion des Drittligisten geführt hat, tief durch. Denn einfach war es beim SC Paderborn in den letzten Jahren eigentlich nie: Nach dem sensationellen Lauf von der dritten in die erste Liga binnen fünf Jahren ging es nach einem Jahr Bundesliga ab 2015 wieder in die andere Richtung. Mit nochmals erhöhter Geschwindigkeit - und vorübergehend verziert mit der Glamour-und-Skandal-Episode unter Steffen Effenberg, dem im März 2016 nach knapp fünfmonatiger Tätigkeit geschassten Cheftrainer. Abstieg folgte auf Abstieg, den unrühmlichen Hattrick - Absturz in die Regionalliga - verhinderte im Sommer 2017 nur der Rückzug von 1860 München aus dem Profifußball. Drei Monate zuvor hatte Krösche mit dem Posten des Geschäftsführers Sport in Paderborn einen echten Knochenjob übernommen. »Als ich kam«, sagt er, »war der Verein in einer ganz schwierigen Situation. Dennoch habe ich mich dafür entschieden, weil ich an das Potenzial geglaubt habe, das dieser Verein hat.«

Mit dem machtbewussten Präsidenten Wilfried Finke traf er bei den Vertragsverhandlungen klare Absprachen über die Zuständigkeiten. »Wir telefonieren täglich. Er ist über jeden Schritt informiert, den wir planen - auch strategisch. Aber ich kann hier ganz frei meine Philosophie und die sportliche Ausrichtung des Vereins verfolgen«, sagt Krösche - mit 354 Einsätzen Paderborns Rekordspieler im Profifußball. Er fühle sich von Finke nicht kontrolliert, betont der gebürtige Hannoveraner - der einen Monat nach seinem Einstieg den früheren Bundesligastürmer Steffen Baumgart als neuen Chefcoach nach Paderborn holte. Nach dem glücklich umgangenen Fall in die vierte Liga krempelte das sportliche Führungsduo den Kader radikal um: Klares Ziel war der Wechsel hin zu mutigem, dominantem Fußball. Das klappte ausgesprochen gut, unter Baumgart thront der mit sechs Millionen Euro verschuldete Verein als offensivstärkstes Team souverän an der Spitze der dritten Liga.

Nun gastiert das dauersiegende Pendant aus der Bundesliga für einen Pokalabend in der 150000-Einwohner-Stadt. Die Minichance, die Bayern aus dem Cup zu kegeln und im Halbfinale noch mal Kasse zu machen, verliert aber rasch ihren Reiz - im Vergleich zum greifbar nahen Aufstieg. »Unser Fokus liegt klar auf der Liga, keine Frage«, sagt Markus Krösche. »Und das bleibt auch so.«

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