Chinese in Pakistan erschossen

  • Gilbert Kolonko
  • Lesedauer: 2 Min.

Am Montag ist in der Megametropole Karatschi auf einen chinesischen Geschäftsmann geschossen worden. Er erlag kurz darauf im Krankenhaus seinen Verletzungen. Laut ersten Ermittlungen der Polizei handelte es sich nicht um einen Raubmord, wie er in der Hafenmetropole öfters vorkommt, sondern war eine gezielte Tötung. Dem 46-jährigen Chen Zhu wurde durch die Windschutzscheibe seines geparkten Wagens zwei Mal in den Kopf geschossen. Sein jüngerer Kollege blieb unverletzt. Die drei Polizisten die zum Schutz der beiden chinesischen Staatsbürger abgestellt wurden, waren am Tatort nicht anwesend.

Vor zwei Monaten hat Peking seine Bürger in Pakistan ausdrücklich gewarnt, dass Anschläge auf sie in Pakistan geplant sind. Die pakistanische Regierung versprach darauf erneut, alles für die Sicherheit der Chinesen in Pakistan zu tun. Tausende von ihnen sind mittlerweile im Land um an den verschiedensten Projekten des 60 Milliarden Dollar Projektes Neuen Seidenstraße zu arbeiten.

Schon die beiden letzten Ausländer, die in Pakistan ermordet wurden, waren chinesische Staatsbürger. Anfang Februar 2017 wurden sie im südwestlich gelegenen Quetta in Belutschistan angeblich vom Islamischen Staat entführt und kurz darauf umgebracht. In der Region kommt es durch verschieden Unabhängigkeitsgruppen regelmäßig zu Anschlägen auf Projekte, die in Verbindung mit der Neuen Seidenstraße stehen. Zudem wurde im gleichen Jahr ein chinesischer Geschäftsmann in der südlichen Region Sindh durch gezielte Schüsse verletzt. Dazu bekannte sich eine lokale, sindhische Widerstandsgruppe, die sich gegen den Raubbau in ihrer Region wert. Chinesische Firmen heben dort die riesigen Kohlevorkommen der Region, jedoch haben die Bewohner des Sindhs aktuell nicht viel davon: Chinesische Arbeiter verrichten die Tätigkeit.

Es wird nicht der letzte Angriff auf chinesische Staatsbürger im Land gewesen sein, solange die pakistanische Armee ihr Doppelspiel weitertreibt: Auf der einen Seite unterstützen sie islamistische Extremisten bei ihren Anschlägen in Afghanistan und dem von Indien verwalteten Teil von Kaschmir, was selbst der ehemalige Armeegeneral Musharaf vor kurzem wieder bestätigte. Das stärkt den Einfluss der Islamisten im Land. Auf der anderen Seite wollen die Generäle, das Peking ihnen im Verbund mit der Neuen Seidenstraße eine neue Infrastruktur in Pakistan baut. Dass die angeblichen chinesischen Investitionen hauptsächlich aus Krediten für Pakistan besteht, die zum Teil höhere Zinsen haben, als die vom Internationalen Währungsfonds und Weltbank, verschweigen die pakistanischen Verantwortlichen. Peking dürfte mittlerweile klar sein, dass es für seine großen Pläne in Pakistan mehr braucht, als geniale wirtschaftliche Schachzüge - am selbstzerstörerischen Doppelspiel der pakistanischen Generäle sind schon die USA verzweifelt.

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