Schwester und Helferin
Personalie
Familienbande sind enorm wichtig in Nordkorea, wo schon in dritter Generation die Familie Kim absolut regiert. Dementsprechend einflussreich ist die erst 30-jährige Kim Yo Jong, Schwester von Machthaber Kim Jong Un, die nun als erstes Familienmitglied der Kims seit der Teilung Südkorea besucht. Im vergangenen Jahr rückte sie ins Politbüro auf, womit ihre Stellung formal abgesichert ist. In den drei Jahren davor haben offizielle Bilder sie vor allem dabei gezeigt, ihrem großen Bruder mit einem Notizbuch in der Hand überallhin zu folgen und seine wichtigen Worte niederzuschreiben.
Nicht allen Verwandten Kim Jong Uns ist es gut ergangen. Seinen Bruder, Onkel und seine Tante hat er beseitigen lassen, weil er in ihnen eine Gefahr für seine Macht sah. Die Schwester gilt jedoch als seine wichtigste Stütze. Sie hat die gleiche Mutter wie er, was sie gegenüber zahlreichen Halbgeschwistern heraushebt. Sie soll - wie ihr Bruder - auf einem Internat in der Schweiz in die Schule gegangen sein.
Nach dem plötzliche Ableben der Tante hatte sie deren Funktionen übernommen und war zumindest zeitweise Vizedirektorin der Abteilung für Propaganda. Ihre Aufgabe war es, das Image ihres Bruders zu festigen. Er sollte als dynamischer Führer erscheinen. Überläufern zufolge gilt sie als ausgeglichen und freundlich, die USA haben Kim Yo Jong dennoch auf eine schwarze Liste von Menschenrechtsverbrechern gesetzt.
Die südkoreanische Regierung spielte die Bedeutung des Besuchs Kim Yo Jongs zuerst herunter, am Donnerstag wurde aber bekannt, dass Präsident Moon Jae In sich am Samstag mit Kim treffen will. Spekulationen, ob Kim auch mit den Vertreten der USA zusammen treffen wird, gibt es auch, schließlich kommen Vizepräsident Mike Pence und die Präsidententochter Ivanka Trump ebenfalls nach Pyeongchang. Dass es aber auf der Ehrentribüne zu einem bemerkenswerten Stück Diplomatie kommt, wird aus Nordkorea dementiert: Man habe nie um einen Dialog mit den USA gebettelt.
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