Einladung aus Pjöngjang
Kim lädt Moon nach Nordkorea ein / USA kritisieren »Propagandafarce«
Nichts weniger als ein neues Kapitel will Kim Jong Un in den innerkoreanischen Beziehungen aufschlagen. So steht es in der Einladung an Südkoreas Präsidenten Moon Jae In, die Kim durch seine Schwester Yo Jong am Rande der Olympischen Spiele am Samstag überreichen ließ. Wie die Regierung in Seoul bekannt gab, hat Nordkorea zu einem Staatsbesuch in Pjöngjang eingeladen, Kim wolle Moon sobald wie möglich treffen. Damit könnte erstmals seit über zehn Jahren wieder ein Treffen der Machthaber der beiden Koreas stattfinden.
Moon, seit vergangenem Jahr Präsident, setzt sich für eine Annäherung an den Norden ein. Ein Sprecher ließ allerdings offen, ob er das Angebot annehmen werde. Zuerst müsse Nordkorea die passenden Voraussetzungen für ein Treffen schaffen. Moon forderte, dass sich der Norden ernsthaft um einen Dialog mit den USA bemühe.
Moon empfing Kim Yo Jong sowie den protokollarischen Staatschef Nordkoreas Kim Yong Nam im Blauen Haus, dem Präsidentenpalast in Seoul. Nachdem Moon und Kim bereits am Freitag bei der Eröffnungsfeier zu den Olympischen Spielen die Hände schüttelten, besuchten sie am Samstag außerdem ein Spiel des gemeinsamen koreanischen Eishockeyteams der Frauen. Kim ist das erste Mitglied der Kim-Dynastie, das Südkorea seit dem Waffenstillstand von 1953 besucht.
Die USA reagierten harsch auf nordkoreanische Initiative. US-Vizepräsident Mike Pence kritisierte auf Twitter eine »Propagandafarce« aus Nordkorea. »Die Welt darf nicht die Augen verschließen vor der Unterdrückung und den Drohungen des Kim-Regimes«, schrieb Pence, der bei der Eröffnungsfeier in Pyeongchang nur eine Reihe vor Kim saß, sie aber keines Blickes würdigte, den anschließenden Empfang nach nur sechs Minuten verließ und ein Bankett mit Moon absagte, bei dem er Kim gegenüber hätte sitzen müssen.
Sollte Moon die Einladung annehmen, wäre er der dritte südkoreanische Präsident, der nach Nordkorea reist. Seine Vorgänger Kim Dae Jung und Roh Moo Hyun waren 2000 beziehungsweise 2007 von Kims Vater Kim Jong Il empfangen worden. Kim Dae Jung war der Urheber der sogenannten Sonnenscheinpolitik, der Annäherung an Nordkorea. Für die berief sich der 2009 verstorbene Friedensnobelpreisträger regelmäßig auf die Ostpolitik Willy Brandts. Der bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele anwesende Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier forderte Moon auf, weiter an einer friedlichen Lösung des Konflikts zu arbeiten: »Haben Sie den Mut, sich diese Hoffnung zu bewahren.«
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