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Mehr Wohnlichkeit für Geflüchtete

Neue Unterkünfte sollen normalen Mietshäusern ähneln / 25 neue Standorte geplant

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

Mehr wie normale Wohnungen und Apartments, weniger wie Wohnheime, so sollen die neu zu bauenden Modularen Unterkünfte für Flüchtlinge (MUF) nach Vorstellungen des rot-rot-grünen Senats aussehen. 25 neue Standorte in allen Bezirken sind nun beschlossen. Nicht nur vornehmlich in den Außenbezirken wie bei den ersten Bauten, sondern über die ganze Stadt verteilt sollen diese modernen Plattenbauten entstehen. Rund 10.000 Menschen sollen dort unterkommen. Die ungleiche Verteilung habe immer zu Diskussionen geführt, erklärt Integrationssenatorin Elke Breitenbach (LINKE) bei einer Pressekonferenz am Mittwoch.

Die neuen Standorte werden dringend gebraucht. Knapp 25 000 Geflüchtete leben derzeit in Unterkünften des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF), rund 2400 davon nach wie vor in Notunterkünften. Weitere rund 5000 Menschen sind in den Tempohomes genannten Containerdörfern untergebracht, die auf drei Jahre Nutzungsdauer ausgelegt sind. Angesichts der Situation auf dem Wohnungsmarkt geht der Senat davon aus, dass er sich noch lange um die Unterbringung Geflüchteter kümmern muss. Bislang fertiggestellt sind zehn MUFs für knapp 3800 Geflüchtete, weitere 19 sind im Bau oder in fortgeschrittener Planung. Mindestens 15 Millionen Euro kostet nach Senatsangaben die Errichtung eines solchen soliden Modularbaus. Die Unterbringung dort sei wesentlich preisgünstiger als in vielen »schwierigen Unterkünften«, so Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD).

Die Fehler des ehemaligen rot-schwarzen Senats bei der Standortsuche für Unterkünfte wollten die Beteiligten diesmal nicht machen - damals hatten sich die Bezirke übergangen gefühlt. Doch auch jetzt kommt Kritik aus Marzahn-Hellersdorf. »Telefonische Mitteilungen, welche Standorte im Bezirk als geeignet erachtet werden, sind weder eine Abstimmung mit dem Bezirk und schon gar keine Abstimmung mit dem Bezirksamt«, poltert Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle (LINKE).

Elke Breitenbach sieht dsa anders: »Wir haben letztes Jahr eine Bezirkstour gemacht und über verschiedene Grundstücke gesprochen«, sagt Breitenbach. Eigene Vorschläge der Bezirke hätten Priorität gehabt. Pankow hätte zum Beispiel den Standort Kniprodestraße 1-6 ins Spiel gebracht. Dass damit auch in Prenzlauer Berg eine Unterkunft entstehen soll, freut Breitenbach besonders: »Das soll nicht nur ein Ort für die Reichen und Schönen sein.«

Charlottenburg-Wilmersdorf hat noch keine Grundstücke benannt. »Dort gestaltet sich die Suche besonders schwierig«, sagt Kollatz-Ahnen. »Vielleicht werden es auch mehrere kleinere MUFs, wie das auch in Neukölln geplant ist.«

»Die Bezirke haben nun zwei Wochen Zeit, alternative Grundstücke zu benennen«, erklärt Breitenbach. »Ich fände es schade, wenn sich die Bezirke nun einen schlanken Fuß machen.« Entschieden werden müsse schnell, dann könnten die ersten Bauten schon 2019 bezogen werden.

Auch die Stadtentwicklungsverwaltung ist am Projekt beteiligt. Sie führt die planungsrechtliche Prüfung der Standorte durch und ist auch Bauherrin einiger MUFs. Bei der geplanten Tranche sollen aber hauptsächlich landeseigene Wohnungsunternehmen zum Zug kommen. »Die haben die Möglichkeit, eine integrierte Entwicklung zusammen mit geplanten Wohnquartieren zu machen«, sagt Bausenatorin Katrin Lompscher (LINKE). Zum Beispiel die GESOBAU bei ihrem Projekt auf dem Gut Hellersdorf oder die Stadt und Land auf dem geplanten Stadtquartier Buckower Felder. Statt einer separaten Unterkunft könnte dort die Unterbringung sogar über Belegungsrechte in den normalen Wohnbauten gelöst werden, schwebt Lompscher vor. »Das wäre integrativ und inklusiv.«

Eine Anschlussnutzung der MUFs als ganz normaler preiswerter Wohnraum war stets die Perspektive des Senats. »Studenten und Azubis könnten zum Beispiel gemeinsam mit jungen Geflüchteten dort wohnen«, sagt Breitenbach. Auch Wohnungen für soziale Träger werden händeringend in der Hauptstadt gesucht. »Die Zeit wird es bringen, dass sich die Bewohnerschaft durchmischt«, ist die Senatorin überzeugt.

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