Statt Panzer doch besser Blauhelme?
Mangelwirtschaft bei Bundeswehr wird beklagt
Bevor Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) ihrer Eröffnungsrede zur Münchener Sicherheitskonferenz den letzten Schliff verpassen konnte, hat man sie in eine Ecke geschoben. Deutschland gebe zu wenig für Verteidigung aus, heißt es. Der Koalitionsvertrag sei in Sachen Zwei-Prozent-NATO-Rüstungsziel zu schwammig formuliert, wird behauptet. Und man argwöhnt insbesondere nach US-Einflüsterungen, Deutschland versuche, die EU als Konkurrenzunternehmen zur NATO aufzubauen.
Zu allem Überfluss zitierte die »Welt« nun aus einem vertraulichen Papier des Verteidigungsministeriums, laut dem der künftige deutsche Beitrag für die »NATO-Speerspitze« (gegen Russland) unzureichend ist. Die dafür vorgesehene Panzerlehrbrigade 9 in Munster besitze derzeit nur neun der 44 vorgesehenen Leopard-2-Kampfpanzer. Und von den benötigten 14 Marder-Schützenpanzern seien nur drei einsatzfähig. Es mangle an Ersatzteilen. Zudem fehlten Nachtsichtgeräte, Granatmaschinenwaffen, Unterstützungsfahrzeuge, Winterbekleidung und Schutzwesten.
Gewiss gibt es - wie gewohnt - Engpässe auch bei Abfangjägern und Hubschraubern, doch dass die Bundeswehr nicht in der Lage sein wird, bis zum Bereitschaftstermin 2019 die dann unter deutscher Führung stehende Very High Readiness Joint Task Force (VGTF) national solide auszustatten, ist nicht anzunehmen.
Statt in München argwöhnisch die NATO-Treue Deutschlands zu beäugen, könnte man sich einem anderen Thema widmen. Mit weitaus weniger Material und Personal könnte sich die Bundeswehr an einem möglichen Blauhelmeinsatz in der Ostukraine beteiligen. »Im Falle einer Blauhelmmission wird Deutschland sich in der einen oder anderen Weise aktiv beteiligen. Das kann dann auch die Bundeswehr betreffen«, sagte der Bundestagswehbeauftragte Hans-Peter Bartels (SPD) dem »Redaktionsnetzwerk Deutschland«. So ein Einsatz unter UNO-Befehl wäre eine Möglichkeit, um die Truppen der Separatisten und die der Kiewer Regierung zu entflechten und dem Abkommen von Minsk mehr Kraft zu verleihen, als dies derzeit durch die OSZE geschehen kann.
Ob es zur Blauhelmmission kommt und ob daran ausgerechnet Truppen aus NATO-Staaten teilnehmen müssen, wäre zu erörtern. Die Münchener Konferenz wäre dazu ein geeignetes Forum.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!