Schwedische Sensation

Der deutsche Trainer Wolfgang Pichler führt die Biathletin Hanna Öberg zum Olympiasieg

  • Sandra Degenhardt und Volker Gundrum, Pyeongchang
  • Lesedauer: 3 Min.

Fast hätte Wolfgang Pichler gar nicht nach Pyeongchang reisen dürfen, nun kann sich der deutsche Trainer der schwedischen Biathleten schon über zwei Medaillen freuen. »Das ist meine neunte Olympiade, dann weiß man, wie es geht. Aber man braucht auch Glück«, sagte der 63-Jährige nach dem Überraschungssieg von Hanna Öberg am Donnerstag im Einzel-Wettbewerb bei den Frauen. Die als Außenseiter angereisten Schweden sorgen in Südkorea für Furore, denn zuvor hatte auch Sebastian Samuelsson in der Verfolgung der Männer schon sensationell Silber gewonnen. Im Einzel wurde er am Donnerstag Vierter. Die Goldmedaille gewann der Norweger Johannes Thingnes Bö vor dem Slowenen Jakov Fak und Dominik Landertinger aus Österreich. Bester Deutscher war Erik Lesser als Neunter.

Nach ihrem Erfolg im Klassiker über die 15 Kilometer dankte die 22 Jahre alte Olympiasiegerin Öberg ihrem Coach, der seit 2015 wieder in Schweden arbeitet. »Ohne Wolfgang wäre ich nicht auf diesem Level. Er war wichtig, um mich in Form zu bringen. Wir haben auch andere gute Trainer, aber es ist fantastisch, ihn zu haben.« Öberg blieb fehlerfrei und verdrängte die Doppel-Olympiasiegerinnen Anastasiya Kuzmina aus der Slowakei und Laura Dahlmeier aus Garmisch-Partenkirchen auf die Plätze.

Lange war nicht klar, ob Pichler überhaupt nach Südkorea fliegen darf. Zunächst war ihm die Akkreditierung verweigert worden, weil er in Sotschi für Russlands Skijägerinnen tätig war und deshalb unter Verdacht stand, Teil eines der größten Dopingskandale der Sportgeschichte zu sein. »Es ist für mich hart, dass ich für irgendetwas gesperrt werde, wofür ich nichts kann«, hatte Pichler gesagt.

In seiner Zeit als Coach der Russinnen vor Olympia 2014 hatte Pichler unter anderen Olga Saizewa und Jana Romanowa trainiert, die neben Olga Wiluchina vom Internationalen Olympischen Komitee im Zuge der Doping-Ermittlungen lebenslang gesperrt worden waren.

Ehe Pichler 2011 bei den Russen anheuerte, war er schon einmal bei den Schweden tätig. Magdalena Forsberg führte der Zollbeamte zwischen 1997 und 2002 zu sechs Gesamtweltcup-Siegen in Serie. Zwischenzeitlich betreute er Mitte der 200er Jahre auch die deutsche Skilangläuferin und spätere Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle, die 2014 bei den Olympischen Spielen in Sotschi des Dopings überführt wurde.

Doch Pichler gehörte stets zu denen, die immer wieder die Dopingproblematik anprangerten, es gab sogar Morddrohungen aus Russland gegen ihn. Trotz seiner klaren Worte stand Pichler unter Generalverdacht. Er kämpfte um seinen Ruf und schaltete Anwälte ein. Kurz vor den Spielen gab es dann doch noch die Olympia-Akkreditierung für ihn. Von den schweren Wochen will der Bruder von Ruhpoldings Bürgermeister Claus Pichler nun nichts mehr wissen. »Das interessiert mich ehrlich gesagt nicht mehr. Es ist einfach schön, wenn man wieder einen Olympiasieger trainiert.« dpa/nd

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