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  • Massenerschiessung in Parkdale

Teenager-Aufstand gegen die Waffenlobby

Schülerin aus Florida hält virale Wutrede gegen Trump und Waffengewalt / Teenager-Aktivisten wollen eine Demonstration in Washington organisieren

  • Moritz Wichmann
  • Lesedauer: 4 Min.

Sie sind jung, sie sind ziemlich wütend und sie sind Überlebende. Die Schüler einer High-School in Parkland machen nun gegen US-Präsident Donald Trump und die Waffenlobby mobil. Nur wenige Tage, nachdem der 19-Jährige Nikolas Cruz in einer Schule im Süden des US-Bundesstaates Florida 17 Menschen erschoss, demonstrierten am Samstag in Fort Lauderdale mehrere Tausend Menschen gegen lockere Waffengesetze, darunter auch Schüler der Schule. »Wenn der Präsident nur Gebete und warme Worte schicken kann, dann müssen wir die Sache in die Hand nehmen«, so beginnt die emotionale und wütende Rede der Parkdale High-Schülerin Emma Gonzalez. Sie ist in den letzten zwei Tagen zum Internet-Hit und Symbol eines neuen Teenager-Aktivismus gegen Waffengewalt geworden.

»Wir werden das letzte Massaker sein, wir werden das Gesetz ändern, wir werden unermüdlich dafür arbeiten«, erklärt Gonzalez auf der Demonstration unter Jubel. Man habe immer wieder auf das Verhalten von Nikolas Cruz aufmerksam gemacht und es den Behörden gemeldet. »Was er getan hat, war keine Überraschung, für niemanden, der ihn kannte«, ruft sie unter Tränen in die Mikrofone. »Bullshit« erklärt Gonzalez jedes Mal, nachdem sie in ihrer Rede ein Argument der Befürworter eines möglichst wenig regulierten Waffenbesitzes in den USA nach dem anderen »auseinander« nimmt. In ihrer Rede zeigt sich die Schülerin auch informiert über die Details der Debatte, etwa zum Abstimmungsverhalten einzelner Parlamentarier (Lesen Sie hier ein Transkript).

Florida student to NRA and Trump: 'We call BS'

Gonzalez und ihre Mitschüler wollen das Massaker in der Marjory Stoneman Douglas High School zum »Wendepunkt« werden lassen, um endlich eine Verschärfung der Waffengesetze zu erreichen. Ende März werden sie mit dem »March of our lives« (»Demonstration unseres Lebens«) in Washington demonstrieren, um Kongressabgeordnete »zu beschämen« endlich eine Reform der lockeren US-Waffengesetze zu verabschieden. In mehreren anderen Städten soll es an diesem Tag ebenfalls Demonstrationen geben. Sie wollen es in den USA zu einem Akt der Schande machen, Spenden von der mächtigen Waffenlobby anzunehmen.

An einer politischen »Wende« zur Verschärfung der Waffengesetze haben sich schon viele Nichtregierungsorganisationen, linke Aktivisten und auch Ex-Präsident Obama versucht. Bislang sind alle Bemühungen zur strikteren Vergabe etwa von halbautomatischen Waffen oder einer strengeren Überprüfung von Waffenkäufern gescheitert.

In den USA sterben jährlich etwa 30.000 Menschen durch Waffengewalt, selbst halbautomatische Waffen, wie sie der Schütze in Parkland – vor dem seine Mitschüler die Behörden wiederholt gewarnt hatten – benutzt hatte, sind relativ einfach zu erhalten. Dass das so ist und auch so bleibt, ist zu einem großen Teil der Verdienst der National Rifle Association (NRA). Die hat laut Recherchen des Fernsehsenders CNBC vor den letzten US-Präsidentschaftswahlen in den USA mehr als zehn Mal so viel Geld an Politiker gespendet und in Kampagnen investiert, wie die Organisationen von Befürwortern strengerer Waffengesetze.

Die NRA hat vor den US-Wahlen im November 2016 rund 7 Millionen Dollar für Spenden an Politiker und Lobbyarbeit ausgegeben. Noch viel mehr Geld – 54 Millionen – gingen über sogenannte »unabhängige Ausgaben«, die nicht direkt einzelne Politiker unterstützt. Das hat das »Center for Responsive Politics« ermittelt. Die NRA ist damit unter den zehn größten Lobbyorganisationen der USA. Auch die Kampagne Trumps wurde mit 30 Millionen US-Dollar NRA-Geld unterstützt. Daran erinnerte Emma Gonzalez in ihrer Rede. Und die NRA stemmt sich mit immer mehr Geld gegen Vorschläge zur Einschränkung der Waffengesetze – letztes Jahr gab sie mehr Geld aus als je zuvor.

Schon letzte Woche hatten die Schüler der Marjory Stoneman Douglas High leidenschaftlich und öffentlich auf Trump Tweets zur Massenerschießung geantwortet. Die Tat sei nicht nur ein Problem von Geisteskrankheit, erwiderten mehrere Schüler auf die Behauptung von Trump es handle sich »klar um ein psychisches Problem«. Wenn Cruz nur ein Messer gehabt hätte, hätte er nicht so viele Mitschüler töten können, antwortete nicht nur Gonzalez. Später tweetete der Präsident seine Entrüstung darüber, dass das FBI den Schützen nicht gestoppt habe, weil es zu sehr mit der Untersuchung der Russland-Verbindungen der Trump-Kampagne beschäftigt sei.

Auch auf diesen Tweet reagierten die Schüler der Schule mit wütenden Twitter-Antworten. Die zu Aktivisten gewordenen Highschool-Schüler würden vermutlich »für den Rest ihres Lebens« gegen Politiker mobilisieren, die von der Waffenlobby unterstützt werden, sagte der Ehemann der 2011 von einem Attentäter in Arizona schwerverletzten ehemaligen Kongressabgeordneten Gabrielle Giffords am Wochenende. »Und sie werden viele andere davon überzeugen, es ihnen gleich zu tun«.

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