Metaller bekommen 4,3 Prozent mehr Lohn
Berlin und Brandenburg übernehmen Pilotabschluss aus Baden-Württemberg
4,3 Prozent mehr Lohn, flexiblere Arbeitszeiten, eine längere Tariflaufzeit bis März 2020: Die Metall- und Elektrobranche in Berlin und Brandenburg übernimmt den Pilotabschluss aus Baden-Württemberg.
Darauf einigten sich die Gewerkschaft IG Metall und der Verband der Metall- und Elektroindustrie Berlin-Brandenburg (VME) nach einer fast vierstündigen Verhandlungsrunde am Montagabend in Berlin. Am kommenden Freitag will die Tarifkommission der IG Metall in Schönefeld über die Annahme des Verhandlungsergebnisses entscheiden.
»Wir haben mit diesem Abschluss ein ausgezeichnetes Ergebnis erreicht«, sagte Olivier Höbel, Bezirksleiter der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen. Mit der Einigung fließe zukünftig deutlich mehr Geld in die Taschen der Beschäftigten. Zudem könnten sich die Metaller über flexiblere Arbeitszeiten und mehr betriebliche Mitsprache freuen, so Höbel weiter.
Die Einigung sieht nicht nur vor, dass die Gehälter der rund 110 000 Angestellten bis zum 1. April diesen Jahres um 4,3 Prozent angehoben werden. Im März gibt es darüber hinaus eine einmalige Zahlung von 100 Euro und 70 Euro für Auszubildende.
Im Gegenzug für die künftig mögliche bedarfsgerechte Ausweitung des Arbeitsvolumens auf 40 Wochenarbeitsstunden bekommen die Beschäftigten den Anspruch, bei Bedarf ihre Wochenarbeitszeit befristet auf bis zu 28 Stunden abzusenken. Das können die Unternehmen allerdings unter bestimmten Voraussetzungen auch ablehnen. Etwa dann, wenn es betrieblich nicht umsetzbar ist.
Stefan Moschko, Verhandlungsführer des VME, begrüßte das Verhandlungsergebnis. »Die überaus komplexe Einigung bedeutet eine schmerzhafte Kostenbelastung. Doch die außerordentlich lange Laufzeit von 27 Monaten fängt das teilweise auf und bringt Planungssicherheit für unsere Unternehmen und unsere Mitarbeiter«, so Moschko.
In einer zweiten Stufe sieht der Tarifvertrag im kommenden Jahr ein tarifliches Zusatzgeld vor. Das bringt eine Erhöhung des Jahreseinkommens von 27,5 Prozent eines monatlichen Einkommens mit sich. Zudem soll ab 2019 ein Festbetrag von 400 Euro gezahlt werden, der in den Folgejahren tarifdynamisch angehoben werden soll. Je nach wirtschaftlicher Lage des Unternehmens kann die Auszahlung dieses Festbetrags allerdings verschoben oder auch ganz ausgesetzt werden.
Alternativ dazu können sich Beschäftigte, die Kinder haben, sich um pflegebedürftige Angehörige kümmern oder im Schichtbetrieb arbeiten, acht Tage zusätzlich frei nehmen. Zwei Tage davon werden vom Arbeitgeber finanziert. »Wir haben mit diesem Abschluss sowohl die Interessen der Unternehmen als auch die unserer Mitarbeiter in Einklang gebracht«, sagte Moschko.
Als Verhandlungserfolg sieht die IG Metall auch die Gründung einer Ergänzungstarifgemeinschaft an. Mit ausgewählten Unternehmen soll so die Angleichung der Arbeitsbedingungen in Ost und West stärker forciert werden. »Mit der Ergänzungs-tarifgemeinschaft beschreiten wir den Weg einer Angleichung der Arbeitsbedingungen im Osten. Wir wollen damit gute Beispiele schaffen«, so IG Metall Bezirkschef Höbel.
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