ZDF-Spot zur Garnisonkirche sorgt für Zoff

  • Lesedauer: 2 Min.

Potsdam. Wegen eines ZDF-Werbespots für den Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche muss der Sender Kritik einstecken. Bis Mittwoch seien beim ZDF-Fernsehrat wegen des kurzen Films rund 80 Beschwerden eingegangen, sagte eine ZDF-Sprecherin am Mittwoch.

Der 29 Sekunden dauernde Spot war am Sonntagabend um 19 Uhr unmittelbar vor der Nachrichtensendung »Heute« erstmals ausgestrahlt worden. Darin heißt es zum Abschluss: »Der Turm der Potsdamer Garnisonkirche wird wiedererrichtet, und jeder kann helfen.« Daraufhin warf die Martin-Niemöller-Stiftung dem Sender eine »einseitige Parteinahme für ein auch international umstrittenes erinnerungspolitisches Projekt« vor und forderte die sofortige Einstellung der kostenlosen Werbung.

Beim ZDF hieß es dazu, der Sender habe die Debatte über das Bauvorhaben bereits »umfänglich thematisiert und Befürworter wie Kritiker zu Wort kommen lassen«. Auch zu anderen Kulturprojekten seien Fernsehspots geplant, Ausstrahlungstermine stünden jedoch noch nicht fest, sagte die ZDF-Sprecherin. Zu Fragen, wer den Werbespot für die Garnisonkirche veranlasst hat, wie teuer er war und wer die Kosten getragen hat, äußerte sich das ZDF nicht.

Der Spot war im Januar in den Ausstellungsräumen am historischen Standort der 1945 bei einem Bombenangriff zerstörten Kirche und auf dem benachbarten Baufeld gedreht worden. Die Bauarbeiten für den rund 40 Millionen Euro teuren Wiederaufbau des Kirchturms wurden Ende 2017 begonnen, jedoch wegen technischer Probleme kurz darauf unterbrochen.

Die beauftragte Firma sei derzeit dabei, die Baustelle für den Weiterbetrieb und einen Technologiewechsel einzurichten, erklärte Wieland Eschenburg vom Vorstand der Stiftung Garnisonkirche am Mittwoch. Dazu würden auch Baumaschinen ausgetauscht, erläuterte Eschenburg. Einen festen Termin für die Wiederaufnahme der Arbeiten gibt es noch nicht.

Der Wiederaufbau der Garnisonkirche ist nicht zuletzt deshalb umstritten, weil Reichspräsident Paul von Hindenburg dort 1933 symbolträchtig seinem neuen Kanzler Adolf Hitler die Hand schüttelte. Der Händedruck steht für die unheilige Allianz des militaristischen Preußen mit den deutschen Faschisten. Als fragwürdig gilt das Bauprojekt aber auch wegen der Kosten und wegen der Stadtentwicklung. epd/nd

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.