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Geld, Gold und Gleichberechtigung

Die US-Eishockeyspielerinnen erkämpften erst gleiche Rechte und dann den Olympiasieg

Das olympische Eishockeyturnier der Frauen handelte von Anfang bis Ende von Schwestern. Zu Beginn wurde viel über Hannah und Marissa Brandt aus den USA geschrieben. Sie sind fast gleich alt, Marissa ist jedoch in Seoul geboren und kurz danach von ihren amerikanischen Eltern adoptiert worden. Hannah und Marissa wuchsen gemeinsam auf, spielten Eishockey zusammen, Hannah schaffte es sogar in die US-Nationalmannschaft.

Als Marissa einen Anruf bekam, ob sie unter ihrem Geburtsnamen Park Yoon-jung für Südkorea spielen wolle, wurde plötzlich klar, dass beide zu den Spielen nach Pyeongchang fahren. Marissa wurde schließlich Teil des gemeinsamen Teams Korea und schrieb damit ein Stück Geschichte mit.

Zum Schluss kam Monique und Jocelyne Lamoureux, zwei echte Zwillinge und US-Teamkameradinnen von Hannah Brandt, die Hauptrolle zu. Monique Lamoureux-Morando erzielte am Donnerstag im Endspiel knapp sechs Minuten vor der Schlusssirene den 2:2-Ausgleich gegen Kanada und rettete ihre Mannschaft damit in die Verlängerung. Doch da fiel kein weiteres Tor, so dass schließlich Jocelyne Lamoureux-Davidson den entscheidenden Penalty zur Goldmedaille traf.

Sie hatte die kanadische Torfrau auf sehenswerte Art verladen: erst den Schuss angetäuscht, dann nach links abgebogen, und als sich die Torhüterin hinüberschmiss, doch noch mal ein Schlenker nach rechts. Den Puck in die freie Ecke zu schieben war am Ende das leichteste an der ganzen Bewegung. »Ich habe sie den Trick schon Hunderte Male machen sehen. Das hat uns unser Trainer Pete mal beigebracht, und ich wusste, dass sie treffen würde, als sie anlief«, sagte Schwester Monique.

US-Kapitän Gigi Marvin hatte offenbar größere Bedenken gehabt. Auch sie hatte zwar ihren Penalty zuvor getroffen, jedoch noch zu einem Zeitpunkt, als Fehler ausgebügelt werden konnten. »Jocelyne wusste, dass ihr Schuss unser letzter sein konnte. Sie stand unter einem riesigen Druck«, so Marvin. »Wir haben uns vier Jahre lang in so vielen harten Trainingseinheiten vorbereitet, alle schauen auf sie, doch sie bleibt so geduldig und ruhig«, lobte die Spielführerin.

Als dann auch noch US-Torfrau Maddie Rooney den letzten kanadischen Penalty hielt, konnte die Familienparty beginnen. Schläger flogen in die Luft, Handschuhe und Helme gleich hinterher, und 22 Teamkameradinnen rannten auf die arme Torhüterin zu. »Ich habe nur noch Glück gespürt und bin meinen Kolleginnen entgegengelaufen. Dann wurde es schwarz. Sie haben mich total unter sich begraben«, erinnerte sich Rooney an den Augenblick des schmerzhaften Glücks.

Der Zusammenhalt der US-Amerikanerinnen war ein Schlüssel zum Turniersieg. Nach ihrem Erfolg beim ersten Frauenturnier 1998 in Nagano hatten immer die Kanadierinnen Gold gewonnen. Das sollte aus Sicht der US-Mannschaft nicht noch einmal passieren. Karrierepläne wurden aufgeschoben, Trainingspläne umgestellt, alles auf das eine Ziel ausgerichtet. Und der Plan funktionierte. Die nächsten drei Weltmeisterschaften wurden alle gewonnen - immer im Finale gegen Kanada, 2016 sogar beim Erzrivalen daheim.

Doch die US-Frauen ärgerten sich, dass ihr eigener Verband nicht den gleichen Eifer an den Tag legte wie sie selbst. Kurz vor der Heim-WM in Plymouth streikten sie, und nach tagelangen Verhandlungen feierten sie einen großen Erfolg. Bis dahin hatten sie eine Aufwandsentschädigung von 6000 Dollar pro Jahr bekommen, längst nicht genug zum Leben. Die Männer verdienten zwar nominell genauso viel, hatten aber nebenbei noch Millionenverträge von ihren NHL-Klubs.

Seit dem erfolgreichen Streik erhalten die Frauen 70 000 Dollar jährlich. Auf Flügen zu großen Turnieren sitzen sie nun wie die Männer in der bequemeren Business Class, und der Verband versprach außerdem, die Juniorinnen künftig genauso zu fördern wie den männlichen Nachwuchs. »Was diese Gruppe von Spielerinnen erreicht hat, geht über den Sport weit hinaus«, sagte Kapitän Gigi Marvin. »Meine kleine Nichte hat auch mit Eishockey angefangen. Und sie wird noch viel mehr von dem profitieren, was wir im vergangenen März erreicht haben.«

Hannah Brandt war damals auch Teil der streikenden Gemeinschaft, die ebenso Unterstützung von ihren männlichen Kollegen bekommen hatte wie von Juniorinnen und älteren Spielerinnen, die der Verband vergeblich versucht hatte, als Streikbrecherinnen zu engagieren. Brandt hatte wie all ihre Kolleginnen riskiert, ihren Olympiatraum aufzugeben. Zum Glück lenkte der Verband ein, auch wenn er zunächst kritisiert hatte, dass sich die Spielerinnen nicht genug auf ihre sportlichen Ziele konzentrieren würden.

Der Sieg am Verhandlungstisch brachte die Mannschaft jedoch nur noch enger zusammen. Sie gewann das WM-Endspiel gegen Kanada mit 3:2 in der Verlängerung und nun das olympische Finale. »Wir sind keine NHL-Profis. Der Olympiasieg, diese Goldmedaille an meinem Hals ist unser Stanley Cup. Höher geht es nicht mehr«, sagte Hannah Brandt. »Und meine Schwester war hier und hat mich von der Tribüne aus angefeuert. Dass ich nun mit ihr zusammen feiern kann, ist das Sahnehäubchen.«

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