Prag lässt Kurdenpolitiker frei
Türkei wirft tschechischer Regierung Unterstützung des Terrorismus vor
Prag. Der in der tschechischen Hauptstadt Prag auf Betreiben der Türkei festgenommene syrische Kurdenpolitiker Saleh Muslim ist wieder frei. Ein Gericht in Prag ordnete am Dienstag die Freilassung des Vertreters der Partei der Demokratischen Union PYD an, wie eine Gerichtssprecherin sagte. Die Türkei warf Prag daraufhin »Unterstützung des Terrorismus« vor und warnte, die Entscheidung werde sich negativ auf die Beziehungen auswirken. Muslim war am Samstag in einem Hotel aufgrund eines türkischen Fahndungsaufrufs verhaftet worden. Ankara wirft ihm vor, eine Terrororganisation zu leiten und »in Terrortaten gegen die Türkei verwickelt« zu sein. Muslim war bis 2017 Ko-Vorsitzender der PYD.
Die Türkei betrachtet die PYD als syrischen Zweig der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), die seit Jahrzehnten gegen den türkischen Staat kämpft. Für Ankara sind PKK wie PYD Terrororganisationen. Die türkische Armee hat im Januar die Grenze zur nordsyrischen Region Afrin überschritten und führt dort Krieg gegen den militärischen Arm der PYD, die Volksverteidigungseinheiten.
Im bis 2015 laufenden Friedensprozess mit der PKK war Muslim ein wichtiger Ansprechpartner für die türkische Regierung. Im November 2016 stellte die türkische Justiz jedoch einen Haftbefehl gegen ihn aus. Ihm wird vorgeworfen, in einen tödlichen Anschlag im Februar 2016 verwickelt zu sein. Muslim bestreitet das. Interpol teilte am Dienstag mit, dass sie keine »red notice« für Muslim ausgegeben habe, der sich in der EU frei bewegen könne. Ministerpräsident Binali Yildirim hatte die Frage der Auslieferung Muslims zuvor als »Test« für die tschechische Regierung bezeichnet. AFP/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.