IG-Metall-Feuer brennt bei Siemens
Beschäftigte des Dynamowerks präsentieren Konzept gegen Kahlschlag
Seit morgens um fünf Uhr brannte das Feuer in der Blechtonne vor dem Spandauer Dynamowerk. Siemensianer hielten eine Mahnwache ab, um die Gespräche der Betriebsräte in der Münchner Konzernzentrale zu unterstützen. Während der Mittagspause versammelten sich rund 200 Beschäftigte zu einer Kundgebung vor dem Werkstor.
Siemens plant weltweit 6900 Stellen zu streichen, vornehmlich in den Zweigen, in denen der Konzern eine sinkende Auftragslage erwartet. Betroffen ist in Berlin das Dynamowerk, in dem Beschäftigte elektrische Spezialmaschinen etwa für den Schiffbau, die Öl- oder Gasindustrie herstellen, und das Gasturbinenwerk in Moabit, das gerade erst beim Bau eines großen Gaskraftwerks in Ägypten maßgeblich beteiligt war. Insgesamt stehen in Berlin 870 Arbeitsplätze auf der Kippe.
In der Siemenszentrale fand derweil die zweite Sondierungsrunde zwischen Konzern und Betriebsräten statt. Daran nahm auch Predrag Savic teil, Betriebsratsvorsitzender des Dynamowerks. Er präsentierte dort ein Berliner Konzept, das eine bessere Verzahnung mit den Hochschulen und der Start-up-Szene vorsieht, aber auch eine engere Zusammenarbeit der Siemenswerke vorschlägt. Ziel ist es, das vorhandene Know-how in der Stadt besser zu nutzen, um die Werke weiterzuentwickeln. Dass es noch Spielraum gibt, um den Jobabbau abzuwenden, zeigt das Beispiel Görlitz. Dort war eine Werkschließung geplant, über die Siemens jetzt noch verhandeln will.
Ergebnisoffen sollten die Gespräche in München sein, hieß es. Doch davon wollte der Berliner IG-Metall-Chef Klaus Abel nichts wissen: »Wir fordern, dass Siemens seine Pläne zurücknimmt und die Arbeitsplätze in Berlin erhalten bleiben«, rief er den Arbeitern zu.
An dem Protest nahmen auch Beschäftigte von Ledvance teil. Die ehemalige Lampensparte von Osram wurde an den chinesischen Investor MLS verkauft. Nun sollen dort rund 220 Jobs wegfallen. Für den Spandauer Bundestagsabgeordneten Swen Schulz (SPD) ist das »Kapitalismus der schlimmsten Sorte«. Was dort als Transformation angepriesen werde, sei in Wahrheit eine reine Jobvernichtung, um Gewinne zu machen, erklärte er. Und an die Konzernzentrale von Siemens gewendet, meinte er: »Sollten tatsächlich Stellen abgebaut werden, müssen wir über die Förderungen aus dem Bundeshaushalt reden.«
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