Videobeweis auch bei der Fußball-WM
FIFA-Council beschließt Einsatz in Russland
Bogota. DFB-Präsident Reinhard Grindel stieg nach seiner 18 000-Kilometer-Dienstreise zufrieden aus dem Flugzeug. Schließlich hatte FIFA-Präsident Gianni Infantino dem 56-Jährigen am Freitag in Bogota »zugesichert«, dass der Videobeweis bei der WM in Russland »reibungslos« umgesetzt werde. Was das wert ist, wird sich im Sommer zeigen.
»Wir haben vollstes Vertrauen in unsere Schiedsrichterkommission mit dem Vorsitzenden Pierluigi Collina«, sagte Infantino nach der entscheidenden Councilsitzung in Kolumbiens Hauptstadt. Collina, der frühere Weltklassereferee aus Italien, werde die WM-Schiedsrichter »perfekt« auf die großen Herausforderungen mit der Technik vorbereiten.
Grindel war der einzige Councilabgeordnete, der vor der Abstimmung noch Fragen stellte. »In allen anderen Ländern wird der Videoassistent als Instrument positiv gesehen«, sagte er. »Und ich hoffe, dass das auch hierzulande zunehmend so sein wird.«
In der Bundesliga-Hinrunde hatte der »VAR« (Video Assistant Referee) immer wieder zu Problemen und Missverständnissen geführt. Erst seit der Rückrunde läuft das Zusammenspiel zwischen den Videoassistenten in Köln und den Unparteiischen auf dem Platz quasi fehlerfrei - deshalb Grindels Bedenken, der dann wie alle im Council für den WM-Einsatz der Technik stimmte.
»Das ist eine historische Entscheidung«, sagte Infantino: »Eine Entscheidung, die auf den Erkenntnissen aus über 1000 Spielen beruht und auf den Fakten, dass der Videobeweis den Schiedsrichtern hilft, das Spiel gerechter und fairer zu machen.«
Um das zu erreichen, werden »bis in den Mai« drei Workshops stattfinden, sagte Grindel. Das WM-Kontrollzentrum wird in Moskau stehen, die Unparteiischen werden von einem federführenden Videoassistenten und drei weiteren Assistenten unterstützt. In der Bundesliga sind zwei davon im Einsatz. Für die Zuschauer im Stadion sollen die Entscheidungen mit speziellen VAR-Grafiken verständlich gemacht werden.
Infantinos andere Ideen für den Weltfußball erhielten dagegen vorerst eine Absage. Unter anderem wollte der FIFA-Präsident die Klub-WM zum Megaevent mit 24 Mannschaften auszubauen. Auch eine Frauenweltliga ist vorerst vom Tisch. Das Council kam zum Schluss, dass weitere Untersuchungen nötig seien, um das Konzept weiter zu erörtern. SID/nd
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