- Politik
- Krieg in Afrin
Protürkische Kämpfer plündern Wohnhäuser und Geschäfte
Verbündete von Erdogans Truppen sollen nach Einmarsch in nordsyrischer Stadt Eigentum der Einwohner und Behörden entwendet haben
Afrin. Nach ihrem Einmarsch in die nordsyrische Stadt Afrin haben protürkische Rebellen dort Wohnhäuser und Geschäfte geplündert. Die mit Ankara verbündeten Kämpfer hätten am Sonntag damit begonnen, »das Eigentum der Einwohner zu plündern, ebenso wie politische und militärische Gebäude, aber auch Geschäfte«, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London. Auch Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten von zahlreiche Plünderungsszenen.
Die türkische Armee mit ihren syrischen Verbündeten hatte am Sonntag die überwiegend kurdische Stadt Afrin komplett besetzt. Das Stadtzentrum sei »vollständig« erobert, sagte der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan. AFP-Reporter vor Ort beobachteten in sämtlichen Stadtteilen türkische Soldaten und ihre syrischen Verbündeten.
AFP-Korrespondenten berichteten nun, die protürkischen Kämpfer hätten wahllos Güter auf ihre Pick-Ups geladen – Kisten mit Lebensmitteln, Ziegen, Decken und sogar Motorräder, bevor sie die Stadt verließen. Mit Traktoren hätten die Rebellen auch Autos aus der Stadt hinausgeschleppt.
Die in der gleichnamigen Enklave gelegene Stadt Afrin war das Hauptziel der am 20. Januar von der Türkei gestarteten Offensive »Olivenzweig«. Die Einnahme der Stadt ist ein wichtiger Sieg der Türkei über die Kurdenmiliz YPG. Mindestens 150.000 Menschen sollen auf der Flucht sein, nach Angaben des Kurdischen Roten Halbmonds gar bis zu 900.000.
Eine arabische Besiedlung Afrins wurde von der türkischen Regierung bereits angekündigt. Dabei wurde offen erklärt den Siedlern die türkische Staatsbürgerschaft zu geben – dies deutet auf eine dauerhafte Annexion hin. Derweil hat die YPG angekündigt, ihren Widerstand in anderer Form fortzusetzen.
Ankara betrachtet die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) wegen ihrer engen Verbindungen zur verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) als Terrororganisation. Für die USA waren die YPG jedoch zeitweise ein wichtiger Verbündeter im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat. AFP/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.