Der gemeinsame Feind heißt Iran
Der saudische Thronfolger Mohammad sucht den Schulterschluss mit Präsident Trump
Wie der 31-jährige Kronprinz gerne gesehen werden will, zeigt kaum etwas besser als ein fiktives Video, dass in den vergangenen Wochen im Nahen Osten millionenfach angeschaut wurde: Siegreich marschiert die saudische Armee in Teheran ein und mittendrin Mohammad bin Salman. Doch die Realität sieht anders aus. Das Atomabkommen mit Erzfeind Iran gibt es immer noch. Im Krieg gegen die Huthi-Milizen in Jemen sind keine Fortschritte in Sicht. Und Katar, gegen das Saudi-Arabien, mehrere Golfstaaten und Ägypten eine Blockade verhängt haben, macht einfach weiter wie immer.
Nun also die USA. Zweieinhalb Wochen wird die Reise des Kronprinzen dauern. Am Dienstag traf sich der Thronfolger mit US-Präsident Donald Trump hinter verschlossenen Türen; es sei »ein ehrliches, offenes Gespräch« gewesen, sagte ein Sprecher des Weißen Hauses danach. Schon seit seinem Amtsantritt drängt die saudische Regierung Trump, er möge alsbald das Atomabkommen aufkündigen. Man liegt damit auf einer Linie mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu. Darüber hinaus wünscht sich der Kronprinz, der auch Verteidigungsminister ist, dass die USA ihre logistische Unterstützung im Jemen-Krieg ausbauen.
Ursprünglich hatten US-Militär und -Geheimdienste den Saudis Informationen über Angriffsziele geliefert. Nachdem Riads Luftwaffe allerdings mehrmals Angriffe auf Schulen, Krankenhäuser und belebte Märkte geflogen war, schränkte Washington die Unterstützung stark ein - auch wenn sie nicht offiziell beendet wurde. Während seiner US-Reise will der Thronfolger aber auch das Image des erzkonservativen Königreichs aufpolieren. Denn die ständigen Verletzungen von Menschenrechten und die streng islamischen Lebensvorschriften sorgen nicht nur im Westen, sondern auch in vielen arabischen Ländern für öffentliche Ablehnung. Unter Politikern und Diplomaten gelten die Beziehungen zu Saudi-Arabien als notwendiges Übel - man hat dort Öl, und man hat eine strategisch wichtige Lage am Roten Meer, einer der wichtigsten Schifffahrtsrouten der Welt.
Kronprinz Mohammad gibt sich seit seinem Aufstieg zum Thronfolger als Reformer, der den Terrorismus bekämpft, wozu aus saudischer Sicht auch der Krieg gegen die Huthi-Milizen und das Problem Katar gehört, dem man vorwirft, Terrorgruppen zu unterstützen. Gleichermaßen stellt er sich als junger, dynamischer Herrscher dar, der mittlerweile einen Großteil der Macht auf sich vereint hat und sich besonders um eine Lockerung der Verhaltensvorschriften für Frauen bemüht. Tatsächlich dürfen sie seit einiger Zeit auch Führungspositionen in Unternehmen übernehmen, Auto fahren und Fußballstadien besuchen.
Im Gespräch mit Kronprinz Mohammad habe Trump seine Unterstützung im Konflikt mit Iran zugesagt, so ein Sprecher des Weißen Hauses. Zudem habe der Präsident »darum gebeten, ein größeres Engagement bei der Lösung des Syrien-Krieges in Erwägung zu ziehen«. Es sei ein »freundschaftliches Treffen zwischen Partnern gewesen«, heißt es dazu aus dem Umfeld des Thronfolgers. Bereits kurz nach seinem Amtsantritt war Trump in Saudi-Arabien ein Empfang wie »aus Tausendundeine Nacht« - so die »Washington Post« damals - bereitet worden. Seitdem gilt Mohammad bin Salman neben Israels Premier Netanjahu als der Lieblingsverbündete des US-Präsidenten.
Doch die Hingabe hat auch Grenzen. Mehrmals protestierte die saudische Regierung öffentlich dagegen, dass noch immer kein neuer US-Botschafter für Riad ernannt worden ist. Und auch die diversen Personalquerelen und Ermittlungen in Trumps Umfeld sorgen in der Hauptstadt regelmäßig für kritische Blicke. Man hoffe darauf, dass der Präsident Trump die Probleme bald in Griff bekomme, sagte ein saudischer Regierungssprecher.
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