Wer Wagenknecht beerben will, soll sie offen herausfordern

Bundestagsabgeordneter verlangt Debatte in der Partei ohne Phantomschmerzen

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Der LINKE-Bundestagsabgeordnete Fabio De Masi hat sich im Führungsstreit in der Linkspartei an die Seite von Fraktionschefin Sahra Wagenknecht gestellt. Wagenknecht sei die populärste Politikerin der LINKEN »und wer sie beerben möchte, soll sie offen herausfordern«, sagte De Masi gegenüber dem »nd«. Er könne die inhaltlichen Vorwürfe nicht nachvollziehen, erklärte De Masi mit Blick auf die Kritik an Wagenknechts Äußerungen zur flüchtlings- und migrationspolitischen Debatte. Die LINKE-Parteivorsitzenden Bernd Riexinger und Katja Kipping hätten mittlerweile mehrfach betont, sie wollten offene Grenzen für Menschen in Not, während offene Grenzen für alle nicht hilfreich seien. Gregor Gysi habe erklärt, er verstehe unter offenen Grenzen für alle Reisefreiheit. »Wir werden nicht Fluchtursachen wie ungerechte Handelspolitik und Regime-Change-Kriege alleine über die Zuwanderungspolitik lösen«, so De Masi.

Die Mitglieder und Wähler der Linkspartei erwarteten, »dass wir uns für unsere 10.000 Euro Diäten im Bundestag den Problemen der Verkäuferin oder des Schichtarbeiters widmen«. Es sei unredlich, der Fraktionsspitze vorzuwerfen, sie entziehe sich Debatten, »und gleichzeitig permanent Fake News aus internen Debatten an die Presse durchzustechen«. Dies werde auch von Abgeordneten kritisiert, die nicht dem Umfeld der Fraktionsvorsitzenden Wagenknecht und Bartsch zugerechnet werden. Im übrigen habe der Wagenknecht-kritische Aufruf von 25 Abgeordneten erst die Medien erreicht und dann die Fraktion. »Zu den Fake News gehört auch«, so De Masi, »ich wolle als Parteivorsitzender kandidieren - obwohl ich dies nie angestrebt und auch in Gesprächen immer verneint habe.«

Zuvor hatte die Bundesabgeordnete Sevim Dagdelen die Fraktionsvorsitzende gegen Kritiker verteidigt. »Seitdem die Parteivorsitzende die Fraktionsvorsitzende in AfD-Nähe gerückt hat und durch Mitglieder ihres Netzwerkes, des Instituts Solidarische Moderne, als Rassistin und Nationalistin beschimpfen ließ, ist das Klima vergiftet«, hatte Dagdelen der »Frankfurter Rundschau« gesagt. »Auch der Versuch, die Rechte der Fraktionsvorsitzenden zu beschneiden, hat die Stimmung verschlechtert.« Nachdem die Parteispitze im letzten Herbst selbst eine Sammlungsbewegung gefordert habe, sei »die Kritik daran nicht nachvollziehbar«, fügte Dagdelen hinzu. »Es wird ja auch bei der SPD und den Grünen über eine neue Sammlungsbewegung diskutiert.« Auch De Masi wies gegenüber »nd« darauf hin, dass Kipping selbst bereits von einer Sammlungsbewegung gesprochen habe. »Ich empfehle, die Phantomschmerzen zu überwinden«, so De Masi. nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.