»Um für Berlin da zu sein, brauchen wir faire Konditionen«

Feuerwehrleute demonstrieren mit einer Dauermahnwache vor dem Roten Rathaus für bessere Ausrüstung und Arbeitsbedingungen

  • Jérôme Lombard
  • Lesedauer: 3 Min.

»Schon als kleiner Junge wollte ich Feuerwehrmann werden«, sagt Stefan Ehricht. Erst Jugendfeuerwehr, dann freiwillige Feuerwehr und jetzt verbeamteter Feuerwehrmann auf der Wache Spandau-Nord: Der 39-jährige gebürtige Berliner Ehricht hat seinen Traumberuf gefunden. »Etwas anderes zu tun, könnte ich mir gar nicht vorstellen«, sagt er.

Ehricht trägt an diesem winterlich kalten Vormittag seine dunkelblaue Arbeitsuniform. Im Dienst ist er allerdings nicht. Vor das Rote Rathaus in Mitte ist er gekommen, um zu protestieren. Genauso wie rund 40 seiner Kollegen der Berliner Feuerwehr. Bereits seit Wochenbeginn harren sie Tag und Nacht vor dem Berliner Regierungssitz aus. Unter dem Motto »Berlin brennt« halten sie dort eine einwöchige Mahnwache mit wärmender Feuertonne ab, um für bessere Arbeitsbedingungen und eine bessere Ausrüstung zu demonstrieren.

»Der momentane Zustand bei der Berliner Feuerwehr ist nach jahrelangen Sparzwängen des Senats nicht mehr nur noch besorgniserregend, sondern einfach nur katastrophal«, sagt Feuerwehrmann Ehricht, der sich in der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di als Betriebsgruppensprecher engagiert. Der ver.di-Landesbezirk Berlin-Brandenburg unterstützt zusammen mit der Gewerkschaft der Polizei (GdP) und der Deutschen Feuerwehrgewerkschaft den Protest.

»Durch fehlendes Personal, Mangelplanung, falsche Dienstplangestaltung und die geringste Alimentierung im gesamten Bundesgebiet werden die Kollegen der Berliner Feuerwehr über die Belastungsgrenze hinweg ausgebeutet«, kritisiert Ehricht. Bis zu 1700 Notrufalarmierungen pro Tag seien keine Seltenheit. Diese auch angemessen zu bewältigen, sei mit den derzeit in Berlin eingesetzten 3800 Feuerwehrleuten, die in einem Zwölf-Stunden-Schichtsystem arbeiten, eine schier unmögliche Aufgabe, wie Ehricht erläutert. »Wir haben einfach zu wenig Personal, um alle Funktionen der Feuerwehr auch nur annähernd vollständig besetzen zu können«, sagt Ehricht. Nach Angaben von ver.di benötige es zusätzliche 1000 Feuerwehrleute, um die Aufgaben der Behörde in Berlin abdecken zu können.

Vor diesem Hintergrund erscheinen die im Doppelhaushalt 2018/19 von Innensenator Andreas Geisel (SPD) zugesicherten 354 Stellen bei der Feuerwehr wie ein Tropfen auf dem heißen Stein. Nichtsdestotrotz hat der Senat den Handlungsbedarf bei der Behörde offenbar erkannt. So sollen neben weiteren Wachen in den kommenden Jahren auch rund 100 neue Rettungswagen und Notarzteinsatzfahrzeuge angeschafft werden.

Auch die mangelnden beruflichen Aufstiegschancen, die die Feuerwehrleute kritisieren, will der Senat verbessern. »Viele Feuerwehrleute warten schon zehn Jahre und mehr auf ihre Beförderung. Es ist daher höchste Zeit, dass sich etwas tut. Anerkennung und Wertschätzung muss sich auch hier zeigen«, wie Innensenator Geisel kürzlich bei einer gemeinsamen Veranstaltung mit der Landesbranddirektion sagte.

Feuerwehrmann Ehricht findet, dass der Innensenator seine Wertschätzung für die Feuerwehr auch mit einem Besuch der Mahnwache zum Ausdruck bringen könnte. »Meine Kollegen und ich wollen für Berlin und die Berliner da sein. Dafür brauchen wir faire Arbeitskonditionen«, sagt er.

Der SPD-Abgeordnete Tom Schreiber hat den Feuerwehrleuten schon einen Besuch abgestattet. Er hat Verständnis für ihren Protest. »Bei der Behörde liegen ganz viele Probleme auf einmal im Argen«, sagt Schreiber. Die Politik sei aufgefordert, jenseits aller Wertschätzungsbekundungen mehr zu tun. »Wir müssen dringend in die Zukunftsfähigkeit der Feuerwehr investieren«.

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