- Politik
- Streit nach Giftanschlag
USA: Russische Ausweisungen »ungerechtfertigt«
Weißes Haus kritisiert erwarteten Rauswurf von Diplomaten aus Russland / Guterres warnt vor Kaltem Krieg
Washington. Die USA haben die von Russland angekündigte Ausweisung von 60 US-Diplomaten im Streit um den Giftanschlag in Großbritannien kritisiert. Die Entscheidung bedeute eine »weitere Verschlechterung der Beziehungen zwischen den USA und Russland«, erklärte die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, am Donnerstag. Der Schritt sei aber keine Überraschung.
Die Sprecherin des US-Außenministeriums, Heather Nauert, bezeichnete die Ausweisungen als »ungerechtfertigt« und drohte mit möglichen weiteren Maßnahmen. Washington behalte sich »das Recht vor« auf die Ausweisungen zu »reagieren«. »Russland hat beschlossen, sich weiter zu isolieren. Wir schauen uns die Optionen an«, erklärte Nauert.
Zuvor hatte der russische Außenminister Sergej Lawrow angekündigt, dass Moskau als Reaktion auf die Ausweisung von 60 russischen Diplomaten aus den USA und der Schließung des russischen Konsulats in Seattle dieselbe Anzahl US-Diplomaten ausweisen werde. Zudem werde das US-Konsulat in St. Petersburg geschlossen. Russland hatte zuvor bereits angeordnet, dass 23 britische Diplomaten das Land verlassen müssen - London hatte zuvor 23 Russen ausgewiesen.
Die Ausweisungen stehen im Zusammenhang mit dem Giftanschlag auf den früheren russischen Doppelagenten Sergej Skripal und seine Tochter Julia am 4. März in England. Großbritannien und andere westliche Staaten machen Moskau für die Tat verantwortlich. 26 Staaten haben seither die Ausreise von russischen Diplomaten angeordnet, darunter Deutschland. Insgesamt sind rund 150 Russen von den Ausweisungen betroffen.
Der Streit zwischen Moskau und dem Westen schaukelt sich seit Tagen hoch. Doch das Vorgehen gegen Moskau ist in der EU umstritten. Russland verweist darauf, dass London keine konkreten Beweise gegen Moskau vorgelegt habe. Mehrere EU-Staaten, darunter Österreich, Luxemburg und Griechenland, haben sich nicht an der Aktion beteiligt
und argumentieren ebenfalls mit der unklaren Beweislage.
Mehr Klarheit könnte möglicherweise eine Befragung der vergifteten Yulia Skripal bringen. Einem BBC-Bericht zufolge ist sie bereits wieder bei Bewusstsein und kann sprechen. Am Donnerstag hatte das Krankenhaus in Salisbury mitgeteilt, dass sich der Gesundheitszustand der 33-Jährigen verbessere. Der Zustand ihres Vaters hat sich demnach
nicht verändert, er bleibe »kritisch aber stabil«. Am Mittwoch gaben die Ermittler den Verdacht bekannt, Skripal sei zu Hause vergiftet worden.
Russland bekräftigte unterdessen seine Forderung nach einem Zugang zu Yulia Skripal. Für den Mittwoch nach Ostern beantrage Moskau zudem eine Sondersitzung der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW), sagte Lawrow.
UN-Generalsekretär Antonio Guterres warnte am Donnerstag vor einer Rückkehr zu Zuständen wie im »Kalten Krieg«. Er sei »sehr besorgt« darüber, dass es an Mechanismen zwischen Moskau und Washington fehle, um Spannungen abzubauen. Agenturen/nd
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