Rein gar nichts »macht Sinn«
Der Feuilletonredakteur, der gegen Damoklesschwerter kämpft
Thomas Blum ist einer, für den ein Text niemals nur ein Text ist. Zumindest bemüht er sich nach Kräften darum, selbst im stressigen Tageszeitungsalltag Buchstaben, Wörter und Informationen nicht in eine Texthülle zu pressen »wie in der Wurstfabrik« (ein von ihm gern gezogener Vergleich). Texte sind für ihn immer auch Kritik und ein bisschen Kunstwerk. Er ist allergisch gegen krumme Metaphern, kämpft beharrlich gegen »Gretchenfragen«, »Damoklesschwerter« und Überschriften, in denen »Grünes Licht« oder »Rote Karte« vorkommt. Er besteht darauf, dass rein gar nichts »Sinn macht«, sondern allenfalls »Sinn ergibt«, und »zeitgleich« nicht das Gleiche ist wie »gleichzeitig«. Eine originelle Textform zieht er jederzeit der knallharten Nachricht vor.
Als er vor acht Jahren beim »nd« anfing, wirkten seine Texte manchmal wie Ufos, die in fremder Umgebung gelandet waren, vor allem, als er für das Wirtschaftsressort schrieb. Mittlerweile ist er längst am richtigen Platz, im Feuilleton, und zuständig für Popmusik und Film, seine großen Leidenschaften neben der Literatur. Er erzählt gern, wie er als Jugendlicher in der schwäbischen Provinz, aufgewachsen in einer Arbeiterfamilie, genau davon träumte: Popredakteur zu werden. Und übrigens auch, dass er sich schon als Praktikant bei der »Heilbronner Stimme« mit einem kritischen Text ordentlich Ärger einhandelte.
Es war ihm nicht in die Wiege gelegt, aber folgerichtig, dass es ihn als lebenslustigen, linksradikalen Punk nach Berlin verschlug, wo er zunächst ausgiebig das Kultur- und Nachtleben studierte, die alte und die neue Frankfurter Schule und außerdem auch an der Universität. Sein Geld verdiente er in der Schwerstbehindertenbetreuung, bis er begann, als freier Autor zu schreiben, und Lektor bei der Wochenzeitung »Jungle World« wurde.
Er war immer politisch, aber nie Aktivist; die Theorie liegt ihm in jederlei Hinsicht mehr als die Praxis. Jeden Tag kann er sich aufs Neue aufregen über »rechte Arschgeigen«, aber ganz herrlich auch über unhöfliche Busfahrer und eine Sprache, die aus Müllkippen »Recyclingparks« macht. Da für ihn keine steile Karriere absehbar war, druckten ihm Freunde einmal Visitenkarten, auf denen stand: »Thomas Blum - Lesen und Schreiben«.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.