- Kommentare
- Humboldt-Universität in Berlin
Neustart fürs Islaminstitut!
Jérôme Lombard will mehr Vielfalt im Beirat für das geplante Institut
Vier der fünf großen muslimischen Verbände haben den Kooperationsvertrag für das geplante Islaminstitut an der Humboldt-Universität abgelehnt. Während die Schiitische Gemeinde unterschrieben hat, fordern die anderen Verbände Nachbesserungen. Allen voran der ultrakonservative sunnitische türkisch-deutsche Moscheeverein Ditib, der mehr Mitspracherecht im Beirat haben will. Es geht dabei um Einflussnahme auf die Studieninhalte und die Berufungslisten von Professoren, die ab dem Wintersemester 2018/19 an der Universität Imame und Religionslehrer ausbilden sollen.
Der Senat, dessen Idee es war, den Beirat mit Vertretern der fünf Islamverbände zu besetzen, will retten, was es aus seiner Sicht zu retten gilt. Am 13. April lädt Wissenschaftssekretär Steffen Krach (SPD) die beteiligten Verbände zu einem Krisentreffen. Der Regierende Bürgermeister und Wissenschaftssenator Michael Müller (SPD) hat an diesem Tag offenbar Besseres zu tun. Die liberale Moscheegründerin Seyran Ates hält das Treffen sowieso für reine Zeitverschwendung. Sie will einen grundlegenden Neuanfang. Vertreter aller in Deutschland beheimateten islamischen Glaubensgemeinschaften sollten eine Stimme im Beirat bekommen. »An den Tisch gehören alle oder keiner«, fordert Ates.
Recht hat sie! Es kann bei dem Islaminstitut nicht darum gehen, Ditib-getreue Theologen auszubilden, sondern solche, die mit theologischer Fachkompetenz die unterschiedlichen Glaubensrichtungen der deutschen Muslime vermitteln. Es war vonseiten des Senats von vornherein falsch, ausschließlich auf die Großverbände zu setzen. Diese orientieren sich an den konservativen Islaminterpretationen in der Türkei, Ägypten oder den Golfstaaten und stehen keineswegs repräsentativ für einen europäischen Islam. Hier kommen die kleineren, liberalen Gemeinden ins Spiel. Ihre Stimme sollte gehört werden.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.