Keine Nazis im Karli

Risikospiel in Babelsberg ohne Cottbuser Fans

  • Florian Brand
  • Lesedauer: 2 Min.

»Nazis raus aus den Stadien« - der Name ist Programm und soll beim Spiel in der Regionalliga Nordost an diesem Sonntag zwischen Babelsberg 03 und Energie Cottbus im Karl-Liebknecht-Stadion medienwirksam umgesetzt werden. Nach dem brisanten Aufeinandertreffen der beiden Viertligisten im April vergangenen Jahres, haben beide Vereine und Fußballverbände Konsequenzen gezogen: Die Cottbuser Fans müssen bei der anstehenden Partie draußen bleiben.

In einer gemeinsamen Stellungnahme erklärten die Brandenburger Klubs: »Der SV Babelsberg 03 und der FC Energie Cottbus freuen sich auf ein spannendes, emotionales Fußballspiel am Babelsberger Park. In Folge der Vorkommnisse im April 2017 werden die Gästefans des FC Energie Cottbus ihr Team nach einem Urteil des Nordostdeutschen Fußballverbandes im Karl-Liebknecht-Stadion nicht unterstützen können. Umso mehr appellieren beide Vereine für eine trotz der Rivalität ruhige und faire Begegnung.«

Die Fans der Lausitzer zeigten sich unterdessen enttäuscht von der Entscheidung. Es gebe Ärger, Frust und Unverständnis, sagte ein Vereinssprecher am Freitag. Auch Trainer Claus-Dieter Wollitz bedauerte, ohne Energie-Fans in Babelsberg spielen zu müssen, betonte aber zugleich, dass der Verein die Strafe akzeptiert habe: »Es ist so jetzt hinzunehmen.«

Am 28. April 2017 sorgten Teile des Cottbuser Anhangs mit Hitlergrüßen, rechtsextremen und antisemitischen Gesängen, einem versuchten Platzsturm und Pyrotechnik für widerliche Szenen, die auch Monate nach dem sportlichen Ereignis noch Sportgerichte und Fanszene beschäftigten - und zuletzt in einer juristischen Auseinandersetzung zwischen Babelsberg 03 und dem Nordostdeutschen Fußballbund mündete.

Die von Beginn an festgesetzte Strafe von 7000 Euro hat der Klub am Ende akzeptiert. Auch weil die Hälfte davon für Maßnahmen gegen Rassismus und Rechtsextremismus oder sicherheitstechnische und gewaltpräventive Maßnahmen verwenden darf. Nicht akzeptiert hatte der Klub die Urteilsbegründung: Dass Babelsberger Fans »Nazischweine raus« gerufen hatten, wurde vom NOFV erschwerend angeführt. Das musste der Verband streichen.

Nach all den unrühmlichen Vorgängen rief der SV Babelsberg die Kampagne: »Nazis raus! Aus den Stadien« ins Leben. Diese Aktion hat durch Merchandiseverkäufe schon weit mehr als die vom Sportgericht festgelegte Summe eingespielt. Denn die Resonanz ist riesig: Neben zahlreichen Bundesligisten, wie Werder Bremen, Borussia Dortmund oder 1. FC Köln, solidarisierten sich auch große internationale Vereine beispielsweise aus England, Schottland oder Israel mit den Brandenburgern.

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