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Rettungskräfte vermuten Giftgaseinsatz in Duma
USA fordern »eine umgehende Reaktion der internationalen Gemeinschaft« / Russland spricht von »fabrizierten Anschuldigungen«
Bei Luftangriffen auf die syrische Rebellenhochburg Duma soll nach Angaben örtlicher Rettungskräfte erneut Giftgas zum Einsatz gekommen sein. Mehr als 40 Menschen seien nach einem »Chlorgasangriff« am Samstagabend getötet worden, teilte die syrische Hilfsorganisation Weißhelme im Kurzbotschaftendienst Twitter mit. Damaskus und das russische Militär widersprachen den Vorwürfen vehement. Die USA verurteilten den mutmaßlichen Giftgasangriff und machte Russland dafür mitverantwortlich. Die syrische Armee setzte ihre Angriffe auf Duma am Sonntag fort.
Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte litten nach den Angriffen vom Samstag mindestens 70 Zivilisten, die in Kellern oder schlecht gelüfteten Räumen feststeckten, unter Atemnot. Elf Menschen, darunter vier Kinder, seien gestorben. Auch die Hilfsorganisation Syrian American Medical Society berichtete, Ärzte hätten mehrere Verletzte mit Symptomen einer Chlorgasvergiftung behandelt. Die Weißhelme meldeten mehr als »40 Tote und hunderte Verletzte«.
Die USA verurteilten den mutmaßlichen Einsatz chemischer Waffen. Die Berichte, sollten sie sich als wahr erweisen, seien »grauenerregend und erfordern eine umgehende Reaktion der internationalen Gemeinschaft«, erklärte die US-Außenamtssprecherin Heather Nauert in einer Mitteilung am Samstag. Die Regierung von Präsident Baschar al-Assad und seine Unterstützter müssten zur Verantwortung gezogen und jegliche weitere Angriffe verhindert werden, hieß es weiter.
Russland trage »mit seiner unerschütterlichen Unterstützung für das Regime« eine Mitverantwortung für »diese brutalen Attacken«, erklärte Nauert. Dass der Kreml die Verwendung chemischer Waffen nicht verhindert habe, stelle Moskaus Bereitschaft in Frage, die Krise überwinden zu wollen.
Ein Vertreter der syrischen Regierung wies die Vorwürfe, Giftgas eingesetzt zu haben, indes als »Farce« zurück. Die Regierungsarmee habe es bei ihrem Vorstoß in der Rebellenenklave Ost-Ghuta »nicht nötig, irgendeine chemische Substanz einzusetzen«, sagte er laut der staatlichen Nachrichtenagentur Sana.
Auch Moskau widersprach den Vorwürfen »mit Nachdruck«. Es handele sich um »fabrizierte Anschuldigungen«, sagte Generalmajor Juri Jewtuschenko der Agentur Interfax zufolge. Er äußerte zudem die Bereitschaft Russlands, Kampfstoffexperten nach Duma zu schicken, sobald die Stadt von Rebellen befreit sei.
Der syrischen Regierung ist wiederholt der Einsatz von chemischen Waffen in dem seit 2011 andauernden Bürgerkrieg vorgeworfen worden. So machte die UNO Regierungstruppen für einen Angriff mit dem Giftgas Sarin im April 2017 verantwortlich, durch den mehr als 80 Menschen getötet worden waren. Zuletzt soll Anfang Februar Giftgas eingesetzt worden.
Duma – letzte Rebellenhochburg in Ost-Ghuta
Die syrische Luftwaffe hatte Duma am Freitag und Samstag nach zehntägiger Pause erneut angegriffen. Laut der oppositionsnahen Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien, deren Angaben für Medien kaum zu überprüfen sind, wurden dabei mindestens 70 Zivilisten getötet. Trotz Berichten von einem von Russland ausgehandelten Waffenstillstand wurde die Rebellenenklave in Ost-Ghuta am Sonntag erneut von Luftangriffen getroffen.
Unterhändler in Duma behaupteten, die Kämpfer der islamistischen Rebellengruppe Dschaisch al-Islam hätten mit Russland eine Übereinkunft getroffen und hofften auf neue Gespräche. Duma ist die letzte Rebellenhochburg in der Region Ost-Ghuta nahe der Hauptstadt Damaskus. Die von Russland unterstützten Truppen von Präsident al-Assad haben seit Beginn der Offensive am 18. Februar 95 Prozent der Enklave erobert.
Insgesamt wurden nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle seit Beginn der wochenlangen Armeeoffensive östlich von Damaskus mehr als 1600 Zivilisten getötet.
Andere Rebellengruppen akzeptierten nach Verhandlungen unter der Führung Moskaus ihren Abzug aus Ost-Ghuta. Seit Wochenbeginn verließen tausende Kämpfer und ihre Angehörigen in Buskonvois die Stadt Duma in Richtung Nordsyrien. Ein Teil von Dschaisch al-Islam scheint sich dem Abzug jedoch zu verweigern und beschießt immer wieder Ziele in Damaskus. So wurden am Samstag nach Angaben syrischer Staatsmedien sechs Zivilisten beim Beschuss durch die Rebellen getötet und dutzende weitere verletzt. AFP/nd
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