Erstmals eine Frau an der Spitze

Barbara Slowik soll die Polizei moderner, bürgerfreundlicher und zukunftsfester machen

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Ernennungsurkunde gab es am Dienstag gleich nach der Senatssitzung. Die Führung der Berliner Polizei ist ab sofort wieder hauptamtlich besetzt: Mit der 52-jährigen Barbara Slowik übernimmt erstmals eine Frau die Leitung von Deutschlands größter städtischer Polizeibehörde (siehe Kasten). »Als Berlinerin bin ich besonders stolz darauf, die Polizei meiner Stadt leiten zu dürfen«, sagte Slowik bei ihrer Vorstellung in der Senatspressekonferenz im Roten Rathaus. Und: Sie wolle all ihre Erfahrung, Kompetenz und Leidenschaft einbringen, um mit Hilfe einer rechtstaatlichen und transparenten Polizei für mehr Sicherheit zu sorgen.

Seit 2002 war Slowik im Bundesinnenministerium beschäftigt, zuletzt als Referatsleiterin. In den vergangenen Jahren war sie dort unter anderem für Personalangelegenheiten in verschiedenen Behörden wie dem Bundeskriminalamt, dem Bundesamt für Verfassungsschutz und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zuständig. Außerdem war sie im Bundesinnenministerium an Umorganisierungsprozessen und der Gewinnung von IT-Fachkräften beteiligt. In den vergangenen acht Jahren übernahm die promovierte Volljuristin Teilbereiche der Terrorismusbekämpfung. Dazu gehörte auch der Aufbau einer Telefonhotline, bei der sich Bürger melden können, die sich sorgen, dass sich Menschen aus ihrem Umfeld dem radikalen Islam zuwenden.

Angesichts aktueller abstrakter terroristischer Bedrohungen und steigender Kriminalität bei Körperverletzungen entspricht das Konzept von Slowik der rot-rot-grünen Wende in der Berliner Innenpolitik: »Es geht um eine Bürgerpolizei im modernen Sinne - sichtbar und ansprechbar«, sagt Slowik. Der gestiegenen Gewaltbereitschaft im öffentlichen Raum etwa will sie mit Präsenz begegnen. Auch die Wiedereinführung der einst eingesparten Kontaktbereichsbeamten (KOB) kann sich Slowik vorstellen. Die neue Polizeipräsidentin will die Polizei aber nicht nur umstrukturieren und effizienter machen, sondern nach den Skandalen der jüngeren Vergangenheit (Schießstände, Fall Amri) auch wieder attraktiver. »Eine solche Organisation wie die Berliner Polizei muss sich ständig weiterentwickeln.«

Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD), der den Führungswechsel an der Polizeispitze mit der Versetzung von Ex-Polizeipräsident Klaus Kandt in den Ruhestand eingeleitet hatte, ist überzeugt, mit Barbara Slowik eine »ausgewiesene Fachfrau« bekommen zu haben. Geisel betonte, die Auswahl sei mit einer Bestenauslese einhergegangen.

Daraus, dass er bei der Personalentscheidung von Innenstaatssekretär Torsten Akmann (SPD) unterstützt wurde, der Slowik aus gemeinsamen Zeiten im Bundesinnenministerium kennt, machte Geisel am Dienstag keinen Hehl. »Mein Staatssekretär hat mich beraten - und er hat mich gut beraten.« Das war auch als Replik auf die oppositionelle CDU gemeint, die die Ernennung aufgrund dieser Bekanntschaft kritisiert hatte. »Es macht mich einigermaßen sprachlos, wenn gute Verbindungen zum SPD-Innenstaatssekretär Akmann schon ausreichen, um in Berlin Polizeipräsidentin zu werden«, hatte der CDU-Fraktionsvorsitzende im Abgeordnetenhaus, Florian Graf, erklärt. Anders als Amtsvorgänger Klaus Kandt, der CDU-Mitglied war, ist Slowik nach eigener Angabe kein Parteimitglied.

Die Koalitionspartner der SPD, die Linkspartei und die Grünen, begrüßten den Personalwechsel an der Polizeispitze. »Der Senat setzt mit der erstmaligen Berufung einer Frau an die Spitze der Berliner Polizei ein deutliches Signal für die Stärkung von Frauen in der Berliner Verwaltung«, erklärten die Fraktionschefin der LINKEN, Carola Bluhm, und der Innenexperte Hakan Taş. Auch die Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek sprach von einem »klugen Schachzug« Geisels und einem »echten Zeichen der Veränderung«.

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