- Politik
- »Tarnac-Gruppe«
Freisprüche für Autonome in Frankreich
Gericht sieht keine Beweise für Bildung einer kriminellen Vereinigung / Vorwurf der Sabotage entkräftet
Paris. Im Pariser Prozess um eine angeblich gefährliche linke Gruppe sind mehrere Aktivisten freigesprochen worden. Das Gericht sah laut dem Urteil vom Donnerstag keine stichhaltigen Beweise dafür, dass die beiden Hauptangeklagten eine kriminelle Gruppe angeführt hätten. Die Angeklagten Julien Coupat und seine frühere Lebensgefährtin Yildune Levy wurden auch von dem Vorwurf entlastet, Sabotage an einer Bahnstrecke verübt zu haben.
Auch fünf weitere Angeklagte wurden freigesprochen, ein weiterer Autonomer erhielt wegen Hehlerei vier Monate auf Bewährung. Der Prozess sorgte in Frankreich für große Aufmerksamkeit: Eine Spezialeinheit von 150 Polizisten hatte Ende 2008 das verschlafene Dorf Tarnac im Zentrum Frankreichs gestürmt und die Aktivisten festgenommen.
Die Regierung des damaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy verkündete daraufhin, mit der »Tarnac-Gruppe« sei eine gefährliche »ultralinke« Zelle ausgehoben worden, die Staatsanwaltschaft ermittelte wegen »Terrorismus«. Dieser Vorwurf musste später fallen gelassen werden. Ein Anwalt nannte das Urteil eine »Demütigung für die Antiterror-Dienste« des Landes.
In dem Fall führten Spuren nach Deutschland: Die Bahnlinie wurde mit Hakenkrallen zu dem Zeitpunkt lahmgelegt, als ein Atommülltransport von Frankreich nach Deutschland rollte. Zudem wurde deutschen Zeitungen ein Bekennerschreiben von angeblichen Atomkraftgegnern zugespielt. AFP/nd
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!