Bremen streitet um Windkraft

Rot-grüne Koalitionäre beharken sich

  • A. Cäcilie Bachmann
  • Lesedauer: 3 Min.

Als Ronny Meyer (Grüne) vor drei Jahren zum Bremer Tatort »Wer Wind erntet, sät Sturm« interviewt wurde, zeigte er absolute Zuversicht, die Windräder im Meer seien für die sie umgebende Natur ungefährlich. Da war Meyer noch Geschäftsführer der Windenergie-Agentur Bremen/Bremerhaven (WAB), einem großen Unternehmensnetzwerk für Windenergie mit derzeit rund 300 Mitgliedern. Mittlerweile ist Meyer Staatsrat für Umwelt und Zentrales beim grünen Umwelt-, Bau- und Verkehrssenator Senator Joachim Lohse. In dieser Position fliegt dem ehemaligen WAB-Geschäftsführer nun der tiefere Sinn des Wortspiels bezüglich ernten und säen um die Ohren.

Denn ebenso entschlossene wie unermüdliche Bürger und Stadtteilpolitiker des Bremer Ostens sorgen für eine steife Brise Gegenwind, um ein 170 Meter hohes Windrad in direkter Nähe zu einem Naturschutzgebiet zu verhindern. Ein wahrer Sturm der Entrüstung brach unter den Anrainern der geplanten Baustelle, für die durch ein Naturschutzgebiet Zufahrtsstraßen geplant sind, los. Auf beiden Seiten wurden alle Register gezogen, so dass nun die Angelegenheit vom Politikum zum ausgewachsenen Koalitionsstreit wurde.

Die rot-grüne Bremer Koalition arbeitet offiziell noch zusammen, befindet sich aber definitiv bereits im Wahlkampfmodus mit Blick auf die Bremer Landtagswahl Anfang nächsten Jahres. Da kommt anscheinend jeder Zankapfel gelegen, um sich vom Noch-Partner abzugrenzen. Im Falle der umstrittenen Windanlage für Bremen-Osterholz nimmt der Streit allerdings groteske Züge an, weil er vom Wind zum aktuellen Koalitionsvertrag verlagert wurde. Die Nöte der Osterholzer Bürger, die kein 170 Meter hohes, sich bewegendes Gerät in der Nachbarschaft und der sie umgebenden Natur haben wollen, scheinen längst zur Nebensache geworden.

Auf die Unterstützung der Windrad-Gegner durch Bremer SPD-Politiker wurde aus dem Hause des grünen Umweltsenators bissig reagiert mit dem Hinweis, der Standort sei nun mal im gemeinsam beschlossenen Flächennutzungsplan für Windkraft ausgewiesen.

Außerdem erklärte Meyer gegenüber der Bremer Tageszeitung »Weser Kurier«, in Bremen sei für alle Investoren die Investitionssicherheit wichtig. Was jetzt eine gewisse Positions-Unschärfe ergibt, denn bisher stellten die Grünen es so dar, dass ihr Herz mehr für die Umwelt denn für Investoren schlage. Die SPD dagegen hatte lange mit Umweltthemen gefremdelt.

Meyer wird nun seitens der Windradgegner vorgeworfen, durch seine Funktion als WAB-Geschäftsführer mehr den Unternehmensstandpunkt zu sehen. Was beim Blick in Meyers Vita nicht ganz abwegig erscheint. Hatte er doch nach einem Physik-Studium und vor seiner Funktion als Geschäftsführer des Windenergie-Netzwerkes für verschiedene Unternehmen der Energiebranche mit Schwerpunkt auf erneuerbaren Energien gearbeitet.

Außerdem hatte die WAB noch zur Zeit Meyers Geschäftsführung mit Bremer Landesmitteln eine Studie begonnen, deren Ziel es war, Geschäftsmodelle zu entwickeln für durch Wind gewonnene Energie, die in Gas umgewandelt und so gut speicherbar wird. Erklärtes Ziel der Studie war, herauszufinden, welche strukturellen Voraussetzungen Bremen bieten muss, damit für das kleinste Bundesland ein großer Marktanteil der zukünftigen Energiespeicherung herausspringt.

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