- Politik
- Öffentlich-rechtlicher Rundfunk
FPÖ droht kritischen ORF-Journalisten mit Entlassung
Rechtspopulisten wollem ein Drittel der Auslandskorrespondenten entlassen, »wenn diese sich nicht korrekt verhalten«
Wien. Die rechte FPÖ hat ihre Attacken auf den Österreichischen Rundfunk (ORF) verschärft und Einschnitte bei den Auslandsbüros angedroht. Der FPÖ-Politiker Norbert Steger, der Mitglied im ORF-Stiftungsrat ist, sagte den »Salzburger Nachrichten«, es würden von den Auslandskorrespondenten ein Drittel gestrichen, »wenn diese sich nicht korrekt verhalten«.
Als Beispiel nannte er den ORF-Korrespondenten in Ungarn. Seine Berichterstattung zur Ungarn-Wahl sei zu »einseitig« abgelaufen. Steger drohte den ORF-Journalisten auch in Sachen soziale Medien: Wer gegen die geplante neue Social-Media-Richtlinie verstoße, »wird zunächst verwarnt - und dann entlassen«. Die Richtlinie soll regeln, was Journalisten des ORF zum Beispiel auf Facebook und Twitter posten dürfen.
Seit einer rund 17 Jahre zurückliegenden Reform wird die Zusammensetzung das obersten ORF-Aufsichtsgremiums zum größten Teil von der Regierung bestimmt. Steger ist zudem als neuer Stiftungsratsvorsitzender im Gespräch.
ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz reagierte prompt via Twitter auf die Aussagen: »16 Korrespondentenbüros des ORF sind unverzichtbare vom Publikum höchst geschätzte Säule der internationalen Berichterstattung in TV, Radio und Online«. Der ORF-Chef stellte sich auch vor den von Steger angegriffenen Ungarn-Korrespondenten: »Freue mich mitzuteilen, dass ich den Entsendungsvertrag von Ernst Gelegs als Korrespondent in Budapest nach der ausgezeichneten Berichterstattung zur ungarischen Wahl bis 2021 verlängert habe.«
Kritik kam - ebenfalls via Social Media - auch von ORF-Journalisten: »Dieser direkte Angriff auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk von einem Aufsichtsorgan ist ein neuerlicher Tiefpunkt der Medienpolitik«, kritisierte Redakteursratsvorsitzender Dieter Bornemann.
Claudia Gamon von den liberalen Neos bewertete Stegers Aussagen als »Angriff auf die Pressefreiheit«. Bei unabhängigen Journalisten den Maßstab von korrekten oder unkorrekten Verhalten nach FPÖ-Gusto anlegen zu wollen, sei unfassbar.
ORF-Fernsehmoderator Armin Wolf, der zuletzt im Visier der FPÖ stand, erhielt am Freitagabend in Deutschland eine besondere Ehrung: Er wurde mit dem Grimme-Fernsehpreis ausgezeichnet. dpa/nd
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!