Neue Kampagne gegen Fahrraddiebstähle
Polizei und Verkehrsverband fordern, Räder besser zu sichern und neue Abstellmöglichkeiten zu schaffen
Die Liste der Ideen zum besseren Schutz von Fahrrädern ist lang. Nikolas Linck vom ADFC Berlin forderte, dass die Stadt mehr sichere Abstellmöglichkeiten schaffen muss. Neben den üblichen Fahrradbügeln schlägt der ADFC Fahrradparkhäuser und Fahrradboxen vor. Mehr und bessere Abschließorte seien auch deshalb nötig, weil immer mehr teure Räder, wie Pedelecs mit Elektromotor, auf den Straßen fahren würden. Aber auch Vermieter müssten dafür sorgen, dass an Wohnhäusern genug Fahrradständer vorhanden sind. Von der Polizei verlangte der Fahrradclub mehr Einsatz gegen Diebe. »Die geringe Aufklärungsrate bei Diebstählen ist nicht akzeptabel«, sagte Nikolas Linck.
Obwohl die Polizei 2017 zum ersten Mal seit 2010 einen Rückgang der Fahrraddiebstähle registrierte, ist die Aufklärungsrate weiterhin niedrig. Wie aus einer Statistik hervorgeht, die im März veröffentlicht wurde, wurden im vergangenen Jahr 30 325 Diebstähle gezählt. Nur 1175 Fälle konnten aufgeklärt werden, was einen Anteil von 3,9 Prozent ausmacht.
Um mehr Fälle aufklären zu können, ruft Kriminalhauptkommissar Oliver von Dobrowolski von der Präventionsabteilung des Landeskriminalamtes (LKA) Berlin dazu auf, mehr Räder registrieren zu lassen. Die Polizei biete seit drei Jahren kostenlos eine Fahrradkennzeichnung in Form von Aufklebern an, auf denen eine individuelle Registriernummer steht, und stelle zudem Fahrradpässe mit Informationen zum Rad aus. Optional könne der Fahrradpass auch kostenfrei als App für Smartphones heruntergeladen werden.
Polizei und ADFC sehen die Kodierung der Fahrräder als effektiven Diebstahlschutz an. Ebenso wichtig sei es, die Fahrräder richtig anzuschließen. Empfohlen wird, unterschiedliche Schlosstypen zu benutzen. Zum Beispiel für den Rahmen ein Bügelschloss und für das Hinterrad ein Kettenschloss. Diebe, die sich auf ein Schloss spezialisiert haben, hätten es so schwerer, die Sicherung schnell zu überwinden. Und natürlich sollte das Fahrrad nicht nur ab-, sondern auch angeschlossen werden, das Schloss sollte also an einem festen Gegenstand angebracht werden.
Die Polizei zeigte sich erfreut über die rückläufige Zahl bei den Diebstählen. Von Dobrowolski führte den Positivtrend auch auf die Präventionsarbeit der Polizei zurück. So werde versucht, Radfahrer für das Problem zu sensibilisieren und Dieben die Arbeit zu erschweren. Mit GPS-Sendern ausgerüstete Fahrräder hätten dabei geholfen, Täter zu fassen. »Wir hoffen, dass sich der Trend fortsetzt«, sagte von Dobrowolski. Dazu werde die Einrichtung einer stadtweit zuständigen Ermittlungsgruppe für Fahrraddiebstähle geprüft.
Ein Teil der aufgeklärten Diebstähle geht auf das Konto organisierter Banden, die im großen Stil Fahrräder stehlen, berichtete von Dobrowolski. Aber auch einfache Einzeltäter auf der Suche nach schnellem Geld habe die Polizei gefasst.
Aus der Kriminalstatistik gehe hervor, dass der Wert der entwendeten Räder in den letzten Jahren stetig gestiegen ist. Das dürfte daran liegen, dass in Berlin immer häufiger E-Bikes und teure Sporträder gefahren und von Dieben verstärkt gestohlen werden, sagte von Dobrowolski. Je nach Schwere der Tat können Fahrraddiebe mit Geld- oder Gefängnisstrafen rechnen.
Wem sein Fahrrad dennoch gestohlen wird, kann sich in Berlin auf der Internetseite der Polizei umschauen. Dort gibt es eine Datenbank mit Fotos und Beschreibung sichergestellter Fahrräder, berichtete von Dobrowolski. Teilweise warteten die Fahrräder jahrelang auf ihre rechtmäßigen Eigentümer. dpa/nd
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