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Fußballverein Holstein Kiel will seine Frauenabteilung loswerden
Die Ankündigung der Vereinsleitung stößt auf Widerstand
Eigentlich lief alles gut für den KSV Holstein Kiel. Der Fußballklub überraschte letzte Saison mit dem Aufstieg in die zweite Liga und befindet sich kurz vor Ende der aktuellen Saison auf dem dritten Platz und damit im Rennen um den Aufstieg in die Bundesliga.
Doch nicht mit den sportlichen Erfolgen gelangten die »Störche« zuletzt in die Medien. Freitagabend kündigte die Vereinsleitung überraschend an, die insgesamt drei Frauen- und Mädchenmannschaften müssten den Verein verlassen. Präsident Steffen Schneekloth begründete die Entscheidung damit, die verfügbaren Ressourcen für den Herrenbereich bündeln zu wollen.
Mit der Ankündigung schoss der Verein ein Eigentor. Der Entscheidung folgte eine Welle der Empörung. Andere Fußballvereine, Politiker und Fans kritisierten die Vereinsleitung. Unter dem Hashtag #AufstehenfürVielfalt solidarisierten sich Menschen auf Twitter mit den Frauenteams. Die »Holstein Women« selber zeigten ihren Protest mit einer Sitzblockade während eines Ligaspiels.
Die Proteste zeigten Wirkung. Die Vereinsleitung ruderte zurück und bot dem Regionalligateam, der U23 und der U17 der Frauen an, weiter im Verein aktiv zu bleiben. Allerdings unter einer Bedingung: Der Trainings- und Spielbetrieb soll sich selbst tragen. Die Kosten von rund 100.000 Euro jährlich sollen die Frauen selber tragen. Dieses Geld will die Vereinsleitung in Zukunft in die Sicherung der sportlichen Erfolge der Herrenmannschaft stecken.
Das Angebot ist ein fadenscheiniges. Denn wie die »Holstein Women« künftig finanziert werden sollen, ist unklar. Für den Frauenfußball gibt es kaum zahlungskräftige Sponsoren. Ob die Frauenabteilung das Angebot annimmt und zu Holstein Kiel zurückkehrt, ist noch unklar. In einem offiziellen Statement zeigten sich die Frauen enttäuscht von der Vereinsleitung: »Während am Freitag noch keinerlei Hilfen vom Vorstand angeboten wurden, folgte dies erst mit zunehmendem medialen Interesse.«
Neben dem medialen Druck soll auch der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Günther das direkte Gespräch mit der Vereinsleitung gesucht haben und diese aufgefordert haben, den Rausschmiss der Frauenteams zurückzunehmen.
Trotz des vermeintlichen Zurückruderns des KSV Holstein Kiel ist es fragwürdig, ob die Frauenteams unter diesen Bedingungen in der Lage sein werden, den sportlichen Betrieb aufrechtzuerhalten. Und die Ankündigung hat Risse in das Verhältnis von Vereinsleitung und Spielerinnen gekratzt. Die »Holstein Women« schreiben, sie fühlten sich belogen und hintergangen von dem Verein, für den sie »jahrelang gekämpft, gelebt, geradegestanden und sich zerrissen haben«.
Der Fall zeigt, welch schwierigen Stand Frauenfußball in Deutschland immer noch hat. Holstein Kiel sollte dringend seine Ankündigung rückgängig machen und den Frauenfußball weiter fördern. Aber auch der Fußballfan kann sich an die eigene Nase packen. Er könnte, statt die Champions-League vom Sofa zu verfolgen, öfter mal zum Frauenfußball um die Ecke gehen.
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