Ein Rind trotzt der Trockenheit
Bei der Agrarausstellung BraLa wird eine neue Züchtung präsentiert
Ob es die größte Agrarschau Ostdeutschlands ist, darüber gehen die Ansichten auseinander. Aber dass die Brandenburgischen Landwirtschaftsausstellung (BraLa), die vom 10. bis 14. Mai wieder in Paaren/Glien stattfindet, die 28. BraLa ist, das ist gewiss. Von einem »Schaufenster des ländlichen Raumes« sprach Ute Ladoga, Chefin des dortigen Ausstellungszentrums MAFZ, am Montag bei der Vorschau auf die BraLa. Was der ländliche Raum zu bieten hat, könne dort »entdeckt, erlebt und erschmeckt« werden.
Die artgerechte Tierhaltung soll diesmal einer der Punkte sein, die im Mittelpunkt der BraLa stehen. Rund 40 000 Besucher sind in den vergangenen Jahren gekommen. Agrarminister Jörg Vogelsänger (SPD) freute sich am Montag, dass sich die Debatte über die Massentierhaltung »versachlicht« habe. Vorgeführt werde die »Sau in der Bewegungsbucht«, kündigte Landesbauernpräsident Henrik Wendoff an. Was besser für die Sau sei, könne aber auch eine Gefahr für die Ferkel sein, setzte er hinzu. Es gibt keine einfachen Antworten.
Es vergehe kein Tag, an dem ihm nicht der Wolf zu schaffen mache, bekannte Minister Vogelsänger. Wölfe, die Schafe, Ziegen und Kälber reißen, erschweren die Weidehaltung erheblich. Je weiter die Debatte vom Raubtier weg geführt werde, desto unsachlicher sei sie, bemerkte Bauernpräsident Wendorff. Besonders schwer sei das Gespräch mit Tierschutzaktivisten, die den Wolf nur aus dem Märchenbuch kennen.
Bei der BraLa werden Landtechnik und Nutztiere gezeigt, darunter das Uckermärker Rind, eine der neusten Züchtungen Brandenburgs. Es stammt von einer rotbräunlichen französischen Rasse und einer grauen bayerischen ab, erklärte Wendorff. Mit diesen Farben trete das robuste Uckermark-Rind in Erscheinung. Konzipiert sei es als widerstandsfähiges Tier, das auch mal ein paar Trockenzeiten problemlos übersteht, mit denen man in Brandenburg immer rechnen müsse.
Die Geschäftsführerin der Marketingorganisation »Pro Agro«, Hanka Mittelstädt, schilderte am Montag, wie eine Kindergarten-Gruppe über die Namensgebung für ein Zicklein an die Tierhaltung und die Ziegenkäseproduktion herangeführt wird. Das Tier heißt jetzt Liesl-Charlotte. Entgegen erster Schreckensmeldungen ist der Spargel auch im laufenden Jahr nicht erfroren, sondern erfreut sich eines guten Wachstums und die Kundschaft aufgrund einer absehbar großen Ernte auch vergleichsweise günstiger Preise, hieß es. Auf Meldungen über das Bienensterben habe der Bauernverband reagiert und Spargelbauern legen freiwillig Blühstreifen entlang ihrer Felder an. Es werden Schulungen für junge Imker durchgeführt, Blühflächen angelegt, und alles in allem lasse sich sagen: »Die Biene lebt.«
Der Brexit, der Austritt Großbritanniens aus der EU, wirft seine Schatten voraus und bedroht den Umfang der EU-Agrarsubventionen, räumte Minister Vogelsänger ein. Die in der EU verbleibenden Mitgliedsstaaten seien finanziell gefordert, damit es nicht zu großen Kürzungen komme. Vogelsänger verwies auf eine Zusage der Bundesregierung, dass allen äußeren Umständen zum Trotz der Umfang der Agrarförderung erhalten bleiben werde und versprach, »daran bei Bedarf zu erinnern«.
Ganz so optimistisch ist Bauernpräsident Wendorff nicht. »Man sagt uns nicht, wie die Ausfälle kompensiert werden«, mahnte er. Wenn zu allem Überfluss Kürzungen dann auch noch nach der »Robin-Hood-Methode« vorgenommen würden, also vor allem große Agrarbetriebe treffen sollten, dann werde das vorrangig die Genossenschaften in den neuen Bundesländern erwischen. Ein ungelöstes Problem sei nach wie vor der zu geringe Milchpreis. Wendorff rechnete vor, dass die Bauern für den Liter Milch etwa fünf Cent mehr bekommen müssten, damit sie wirtschaftlich klarkommen. Aber die Großabnehmer bestimmen die Preise. »Wir sind das schwächste Glied in der Kette.« Der Milchbauer sei dem internationalen Handel »mit seiner ganzen Brutalität« ausgesetzt. Er müsse nach gesetzlichen Standards Milch erzeugen und sich dann im Wettbewerb mit einer weltweiten Konkurrenz behaupten, für die viel niedrigere Standards gelten.
Die BraLa soll nicht zuletzt darauf hinweisen, dass die Landwirtschaft attraktive Ausbildungs- und Arbeitsplätze bietet - vom Gärtner über den Landwirt bis hin zum Pferdewirt. Der Fachkräftemangel mache um die Landwirtschaft keinen Bogen, sagte der Agrarminister. »Das kann noch akut werden.«
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