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Dann eben bei der nächsten letzten Chance
Der Angriff auf Chinas Tischtennisasse verpufft erneut, die deutschen Spieler wollen aber schon bald einen weiteren Versuch wagen
Am Tag nach dem verlorenen WM-Endspiel landete die deutsche Tischtennis-Nationalmannschaft am Montag auf dem Frankfurter Flughafen. Es war der vorerst letzte gemeinsame Akt einer sehr erfolgreichen und zudem stark aufeinander eingeschworenen Mannschaft. Für Timo Boll beginnt jetzt ab sofort die Vorbereitung auf das erste Finalduell in der Champions League, für Dimitri Owtscharow gilt genau das gleiche. Nur dass Boll am Sonntag beim Hinspiel in Russland für den deutschen Meister Borussia Düsseldorf antreten wird und Owtscharow auf der anderen Seite für den russischen Titelverteidiger Fakel Orenburg.
In kaum einer anderen Sportart werden zwei Spieler, die gerade erst eine Woche lang zusammengespielt haben, so schnell wieder zu Gegnern. Und in keiner anderen Sportart jagt so schnell ein wichtiger Wettbewerb den nächsten. Die deutschen Spieler haben das immer im Hinterkopf, wenn es um die Frage geht, die über dem so deutlich mit 0:3 verlorenen Finale gegen China geht: War die Mannschafts-WM in Halmstad die vielleicht letzte Chance, die Tischtennisweltmacht China wenigstens einmal zu besiegen?
Der Weltverband ITTF hat am Rande der Weltmeisterschaften in Halmstad Reformen verabschiedet, nach denen ab 2021 im Einzel nur noch je 128 Frauen und Männer aufschlagen werden. Im Teamwettbewerb sind ab 2022 statt 72 auch nur noch je 32 Mannschaften startberechtigt. »WM-Turniere werden kompakter, günstiger und medientauglicher«, sagte Michael Geiger, Präsident des deutschen Verbands DTTB.
Außerdem werden Athletinnen und Athleten wegen eines Nationenwechsels nach dem 21. Lebensjahr nicht mehr generell, sondern nur noch für neun Jahre von WM-Turnieren ausgesperrt. Damit dürften die gebürtigen Chinesinnen Han Ying (ab 2020) und Shan Xiaona (ab 2022) für den DTTB aufschlagen. Da die Sperre bei Olympia nie gilt, hatten sie 2016 Olympiasilber für Deutschland gewonnen. SID/nd
»Wir müssen realistisch bleiben. Die Zeit rennt uns ein bisschen davon«, sagte Boll. Er selbst ist schon 37, Owtscharow 29 Jahre alt. Zum Vergleich: Chinas Weltranglisten-Erste Fan Zhendong ist erst 21.
Die Gegenthese lautet im Tischtennis immer: Nach einem großen Turnier ist vor dem nächsten. Die nächste Einzel-WM steht 2019 in Budapest an, danach die Team-WM 2020 in Südkorea und die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. »Ich sehe keine Wenn-nicht-jetzt-wann-dann-Situation«, sagte Owtscharow der »Süddeutschen Zeitung«. »Ich glaube fest daran, dass wir auch bei der Einzel-WM 2019 und bei Olympia 2020 noch etwas reißen können.« Die zweite Jahreshälfte 2017, als er den World Cup und die China Open gewann und zur Nummer eins der Welt aufstieg, habe ihm »die Hoffnung gegeben, dass wirklich alles möglich ist. Dass da mehr geht, als immer nur Zweiter oder Dritter zu werden.«
Das WM-Finale 2018 ging jedenfalls nicht nur wegen zu starker Chinesen klar verloren, sondern auch, weil die Deutschen geschwächt an den Tisch getreten waren. Owtscharow hatte sich schon vor dem Turnier verletzt, bei Timo Boll und Patrick Franziska kamen in Schweden Blessuren hinzu. »Die Mannschaft hat Unglaubliches geleistet«, lobte Bundestrainer Jörg Roßkopf dann auch. »Die Spieler haben einen unglaublichen Willen gehabt, gegen alle Widrigkeiten das Maximale zu erreichen. Ich bin stolz auf meine Mannschaft.«
Immerhin ist im Tischtennis gerade einiges in Bewegung geraten. Zum ersten Mal haben die Deutschen mit Owtscharow, Boll, Franziska, Ruwen Filus und Bastian Steger fünf Spieler unter den Top 25 der Weltrangliste. Gleichzeitig baut Japan mit Blick auf sein olympisches Heimspiel ein junges, ambitioniertes Team auf. Bei den Chinesen wiederum kommt gemessen an ihren Möglichkeiten und Ansprüchen hinter Ma Long und Fan Zhendong gerade nicht viel nach.
Daher meint Timo Boll: »Ich habe schon vor fünf Jahren gedacht: Das ist meine letzte Chance. Vielleicht muss man jetzt auch sagen: Wer weiß jetzt, was in fünf Jahren ist? Vielleicht haben dann die Chinesen auch nicht mehr so ein gutes Team.« dpa/nd
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