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- Sommerstart in Berlin und Brandenburg
Hals über Kopf in die Badesaion
Zum Auftakt befinden sich die Badegewässer in sehr gutem Zustand
Gut zwei Wochen hinken Berlin und Brandenburg mit der Eröffnung der offiziellen Badesaison der Realität hinterher. Angesichts der sommerlicher Temperaturen tummeln sich an Stränden und in Badebuchten bereits zahlreiche Menschen im Wasser. Und die wenigsten sorgen sich ernsthaft um dessen Qualität. Und das, obwohl seit Anfang April die Bundestagsfraktion der Grünen, Umweltverbände und nun auch der BUND in seiner Gewässerstudie wegen des ökologisch bedenklichen Zustands der meisten deutschen Fließgewässer als auch vieler Binnenseen Alarm schlagen.
Folgt man indes den zuständigen Behörden, dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) in Berlin und dem Verbraucherschutzministerium in Potsdam, so besteht zu Besorgnis kein Anlass. »Sehr gute Qualität der Berliner Badegewässer zum Beginn der Badesaison!«, hieß es am Dienstag in Berlin. Alle Badegewässer an den 39 offiziellen Badestellen seien zum Baden geeignet.
Das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) erfasst in Berlin 39 offizielle Badestellen. Während der Saison, die vom 15. Mai bis zum 15. September reicht, lässt das Amt alle 14 Tage die physikalisch-chemische und mikrobiologische Beschaffenheit der Oberflächengewässer überprüfen.
Havel, Spree und Dahme bilden im Stadtgebiet Berlins Seen wie den Großen Müggelsee und den Große Wannsee. Weißer See, Orankesee und die Seen der Grunewaldseenkette zählen dagegen zu den kleineren Landseen.
Mit Beginn der Badesaison erfüllen die in Brandenburg ausgewiesenen 252 Badestellen alle Kriterien der EU-Badegewässerrichtlinie. Überprüft wird durch die Gesundheitsämter einmal im Monat. 238 erhielten bereits das EU-Prädikat »ausgezeichnet«, vier »gut«. Einzig an der Naturbadestelle SpreeLagune in Lübben (»mangelhaft«) Baden zeitweilig verboten.
Erfasst sind ab 2018 auch Rudower See in Lenzen (Prignitz), Großer Trepliner See in Petershagen (Märkisch-Oderland) und Plauer See (Brandenburg/H.). Favoriten sind Großer Stechlin, Werbellinsee und Parsteinsee. tm
Dem stimmt Verbraucherschutzminister Stefan Ludwig (LINKE) mit Blick auf die 252 nach der Brandenburgischen Badegewässerverordnung von den Gesundheitsämtern des Landes ausgewiesenen Badeseen und -flüsse zu. »Die Wasserqualität dieser Gewässer ist sehr gut«, teilte er mit. Mit einer Ausnahme hätten alle im Einstufungszeitraum 2014 bis 2017 die nach der EU-Badegewässerrichtlinie zu überwachenden und zu kontrollierenden Vorgaben erfüllt. Von den 2017 ausgewiesenen Badegewässern haben 238 das EU-Prädikat »ausgezeichnet«, vier »gut« und ein Badegewässer »mangelhaft« erhalten. Noch kein Prädikat gab es für fünf neu ausgewiesene Badegewässer - die erforderliche Überwachungsanzahl werde dort erst nach 2018 erreicht, hieß es.
Um Beeinträchtigungen rechtzeitig zu erkennen, lassen die Gesundheitsbehörden an den Badegewässern regelmäßig Proben nehmen. »In Berlin lassen wir die physikalisch-chemische und mikrobiologische Beschaffenheit der Oberflächengewässer alle 14 Tage überprüften - die EU fordert das nur alle vier Wochen«, sagte LAGeSo-Sprecherin Silvia Kostner dem »nd«. »Besondere Vorsicht gilt etwa bei Starkregen, wenn in Berlin die Notausflüsse der Kanalisation überlaufen. Dann raten wir dringend vom Baden in offenen Gewässern für mindestens drei Tage ab. In dieser Zeit gibt es aktuelle Sonderbeprobungen.«
Wegen der Zuflüsse von Spree und Havel aus dem Stadtgebiet wird im Bereich der Unterhavel im Wochenrhythmus getestet. Auch Gewässer, an denen zuletzt verstärkt Blaualgen auftraten, wie etwa der Tegeler See, werden regelmäßig überwacht.
»Bei der Bewertung der Qualität von Badegewässern geht es darum festzustellen, ob und welche Mikroorganismen auftreten«, sagt Uwe Krink, Sprecher des Verbraucherschutzministeriums in Potsdam. Die Belastung der Gewässer etwa durch Tagebaurückstände, durch Industrie und Landwirtschaft stehe, sofern gesetzlich festgelegte Richtwerte nicht überschritten werden, auf einem anderen Papier. Dem stimmte auch Berlins BUND-Sprecherin Carmen Schulze zu. »Wir stellen das Urteil der Gesundheitsbehörden zu den Badegewässern nicht in Zweifel. Es geht uns ja nicht darum, Panik zu verbreiten«, sagte sie. Der BUND-Report hingegen weise nach, dass die ökologische Qualität vieler Gewässer in keinem guten Zustand, die Artenvielfalt bedroht ist.
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