Prämie soll Pflegepersonal locken

5000 Euro für Pflegerinnen und Pfleger, die in ihren Beruf zurückkehren oder länger arbeiten

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 2 Min.

Kaum im Amt, überrascht der neue Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, mit einem ungewöhnlichen Vorschlag. Laut einem Positionspapier, das der »Rheinischen Post« vorliegt, sollen Pflegefachkräfte in Heimen und Kliniken, die in den Beruf zurückkehren oder ihre Arbeitszeit spürbar aufstocken, eine Prämie von 5000 Euro erhalten. Die Pflegekräfte müssten spüren, »dass wirklich etwas geschieht«, um die dramatische Personalsituation zu verbessern, sagte Westerfellhaus der Zeitung. Auch Azubis sollen nicht leer ausgehen: Pflegefachkräfte, die direkt nach der Ausbildung in eine Festanstellung gehen, sollen 3000 Euro erhalten. Die steuerfreien Prämien würden im ersten Jahr rund 570 Millionen Euro und in den Folgejahren etwa 345 Millionen Euro kosten. Westerfellhaus will die Sonderzahlungen auf zwei bis drei Jahre begrenzen. In dieser Zeit sollen die Arbeitsbedingungen in der Pflege verbessert werden.

Doch an der miesen Bezahlung für Altenpfleger wird sich so schnell nichts ändern. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte am Mittwoch auf dem DGB-Bundeskongress Hoffnungen gedämpft, die Tarifverträge in der Pflege zeitnah für allgemeinverbindlich zu erklären. Das von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ausgegebene Ziel, bereits 2019 eine solche Regelung durchzusetzen, wertete Heil als zu ambitioniert.

Zumal es auch die körperlichen und psychischen Belastungen sind, die vielen Pflegerinnen und Pflegern zusetzen, wie eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion zeigt, die »nd« vorliegt. Darin verweist die Regierung auf Befragungen aus dem Jahre 2012, wonach die Hälfte aller Angestellten unter Termin- und Leistungsdruck arbeiten müsse, in der Krankenpflege aber fast zwei Drittel. Altenpflegerinnen und Altenpfleger sind demnach mehr als dreimal so häufig durch Heben und Tragen schwerer Lasten betroffen wie andere Berufsgruppen. Denn eine Pflegerin muss mehrmals täglich bettlägerige Personen anheben. Kein Wunder, dass bei ihnen Erkrankungen der Wirbelsäule überdurchschnittlich häufig auftreten.

Hinzu kommen Verletzungs- und Infektionsrisiken. Angestellte in Pflegeberufen gaben mehr als drei Mal so häufig an, durch ihre Tätigkeit in Situationen zu gelangen, die gefühlsmäßig belasten. Der tägliche Umgang mit Krankheit und Tod schlägt vielen Pflegekräften aufs Gemüt.

Angesichts der massiven Belastungen bezeichnete Linksparteichef Bernd Riexinger den Vorschlag des Pflegebeauftragten als zynisch. »In der Krankenpflege arbeitet fast die Hälfte der Kolleginnen und Kollegen in Teilzeit. Das tun sie in der Regel nicht, weil das Gehalt so üppig ist, sondern weil sie die Zeit zur Erholung und Regeneration für ihre anstrengende Arbeit benötigen«, sagte Riexinger am Donnerstag dem »nd«.

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