Falsche Front

Die künftige Koalition in Rom gehört bekämpft - aber nicht wegen der Frührenten, meint Nelli Tügel

  • Nelli Tügel
  • Lesedauer: 2 Min.

In Italien bildet sich eine Rechtsregierung aus Lega und Fünf-Sterne-Bewegung - es gäbe allerhand Grund, Alarm zu schlagen. Beispielsweise weil zukünftig Rassisten das Land mitlenken werden, eine konkrete Bedrohung für die vielen in Italien lebenden Migranten. Diesbezüglich blieb es in den vergangenen Tagen allerdings bemerkenswert still.

Dafür verbreitete sich an einer anderen Front im Handumdrehen Hysterie: Italiens Koalition in spe plane mit der Abkehr von der Rente mit 67 und der Einführung eines »Grundeinkommens« (das bei näherem Hinsehen dann doch nichts anderes ist als eine Art Hartz IV) angeblich ein irres Sozialprogramm auf dem Rücken anderer EU-Staaten, so der Zungenschlag. Der fatal an die »Faule Griechen«-Debatte erinnert. Die Rede davon, der deutsche Steuerzahler müsse wohl bald für »die Italiener« blechen, verschleiert den Anteil der deutschen Regierung an der EU-Misere. Und legt überdies nahe, was quasi spiegelbildlich auch Lega und Fünf Sterne ihren Wählern erzählen: dass Interessensgegensätze in der EU zwischen in sich harmonischen Nationen verliefen.

Mit großem Bohei haben die EU-Institutionen im November 2017 eine »Säule sozialer Rechte« verkündet. Maßnahmen, die eine Antwort auf Armut und existenzielle Nöte böten, enthält sie nicht, erst recht keine, die die Folgen jahrzehntelangen Neoliberalismus milderten. Eben dieser hat - nicht allein, aber auch - den Boden bereitet dafür, dass in Italien so erfolgreich gegen die EU Stimmung gemacht werden kann.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -