»Arbeitgeber in die Spree!«

Eine Woche Streik der studentischen Beschäftigten und eine Demo für mehr Lohn

  • Wladek Flakin
  • Lesedauer: 3 Min.

Während des einwöchigen Streiks veranstalteten die studentischen Beschäftigten auch eine Demonstration für Lohnerhöhungen. Nach Gewerkschaftsangaben kamen rund 1000 von den insgesamt rund 8000 studentischen Hilfskräften am Donnerstag zum Leopoldplatz in Wedding, um von der Beuth-Hochschule bis zur Technischen Universität zu ziehen.

Seit Januar gab es immer wieder Warnstreiks für einen neuen Tarifvertrag, denn seit 2001 hatten studentische Hilfskräfte keine Lohnerhöhung mehr bekommen. »Zum ersten Mal sind wir sechs Tage im Streik!«, rief Gewerkschaftsaktivist Yunus Özgür auf der Auftaktkundgebung. »Und das ist großartig!«

»Wir machen die ganze Infrastruktur der Uni«, sagt Inge, die am Lateinamerika-Institut der Freien Universität (FU) arbeitet. »Wir sind in der Lehre, in der Forschung und in der Verwaltung tätig.« Die 27-Jährige, die ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen möchte, macht Büroarbeit am Institut. Wegen des laufenden Warnstreiks ist der Computerservice an der FU diese Woche dicht, die Bibliotheken müssen abends und am Wochenende schließen.

Die Gewerkschaften ver.di und GEW fordern einen Stundenlohn von 14 Euro, um den Lohnverfall der vergangenen 17 Jahre aufzuholen. Die Hochschulen haben bisher lediglich 12,13 Euro angeboten. Dabei zahlt die Technische Universität schon jetzt einen Stundenlohn von 12,50 Euro - freiwillig, weil sie sonst nicht genug Tutoren fände.

Matthias Neis, ver.di-Verhandlungsführer, ist erst einmal zufrieden mit der Streikwoche: »Die heutige Demonstration ist eine der größten von Hochschulbeschäftigten seit vielen Jahren«, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von GEW und ver.di. »Das und die hohe Beteiligung an den ersten drei Streiktagen zeigt uns deutlich, dass die Beschäftigten voll hinter unserer Entscheidung stehen, die Streiks auszuweiten«, so Neis. Die Streiks werden auch an diesem Samstag noch fortgesetzt.

Den größten Streit gibt es in der Frage der Ankopplung an den Tarifvertrag der Länder. Die Gewerkschaften wollen, dass Verbesserungen im TV-L - dem Tarifvertrag im öffentlichen Dienst der Länder, der für alle anderen Uni-Beschäftigten gilt, automatisch auf den studentischen TVStud übertragen werden. Ein erneuter Lohnverfall wäre dann ausgeschlossen. Die Fraktionen von SPD, Grüne und LINKE im Abgeordnetenhaus hatten sich in einer Mitteilung vom 19. April für diese Lösung ausgesprochen und erklärt, dass das nötige Geld bereits in den Hochschulverträgen bereitgestellt sei. Doch die Hochschulen - vor allem die Freie Universität, wie es aus Kreisen der Tarifkommission heißt - blieben hier stur.

Zeitgleich mit den Studenten demonstrierten am Donnerstag auch Beschäftigte der Vivantes Service GmbH für einen Tarifvertrag. Sie sind seit 37 Tagen im Ausstand und ein Ende des Tarifstreits ist nicht in Sicht. »Wir sind eine Belegschaft und fordern einen Tarifvertrag«, sagt Özgür. Eine Losung, die beide Arbeitskämpfe verdienen. Und deswegen auch eine gemeinsame Kampfparole: »TVStud und VSG - Arbeitgeber in die Spree!«

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